Als die Kunden zum Baden und Zähne ziehen kamen
Oliver Stumpp ist Friseur aus Leidenschaft und Tradition. Die Tradition wurde ihm in die Wiege gelegt, denn bereits sein Vater, sein Großvater und sein Urgroßvater waren Friseure.
Als sein Urgroßvater Konrad Stumpp sein Gewerbe im Jahr 1893 in der Kirchengemeinde Hohentengen im Landkreis Sigmaringen eintrug, war seine korrekte Berufsbezeichnung „Barbier dahier“. Zu den Dienstleistungen des Barbiers und Baders gehörten damals neben dem Schneiden und Verschönern von Köpfen, Bärten und Schnurrbärten der Herren, auch das Baden der Kunden und das – damals noch sehr schmerzhafte – Zähne ziehen.
Vierte Generation bringt frischen Wind
Seit 1999 ist Oliver Stumpp im urgroßväterlichen Betrieb tätig. Sonntags vor der Kirche Aufgüsse anrühren und Zähne ziehen wie sein Urgroßvater muss er zum Glück nicht mehr, seine Leidenschaft gilt einzig und allein den Haaren.
Mit dem Wechsel zur vierten Generation wurden auch neue Arbeitstechniken und moderne Geräte im Friseursalon eingeführt, beispielsweise der „Thermocut“ mit der heißen Schere, der weniger Spliss, mehr Glanz, Sprungkraft und Elastizität fürs Haar verspricht.
„Die Friseurbranche verändert sich ständig, man muss mitgehen und bereit für Veränderungen sein“, berichtet Oliver Stumpp. „Als mein Urgroßvater den Betrieb eröffnete, färbte er noch keine Haare, auch die Dauerwelle wurde erst 1910 patentiert.
Dienstleistung wird groß geschrieben
Fünf Angestellte, darunter eine Auszubildende, widmen ihre Zeit und ihr Können den Kunden. „Der Kopf ist unser Werkstück, das es zu bearbeiten gilt, dabei gehen wir selbstverständlich auf die Wünsche und Erwartungen des Kunden ein“, sagt Oliver Stumpp. „Niemand soll bei uns vom Friseurstuhl aufstehen ohne eine individuelle, persönliche Note. Darauf legen wir Wert, das ist unsere Friseurtradition.“
Die Chancen, dass diese Tradition auch in der fünften Generation am gleichen Ort fortgeführt wird, stehen gut. Der Nachwuchs steckt zwar noch in den Kinderschuhen, doch es ist nie zu früh, sich um die Zukunft Gedanken zu machen. „Es wäre natürlich schön, wenn die Nachfolge gesichert wäre, mein Vater hat den Salon 40 Jahre geführt, da habe ich noch etwas Zeit“, erklärt augenzwinkernd der Friseurmeister.