12.02.2004

Ausbildungsabgabe geht an der Realität vorbei

Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen wurden im vergangenen Jahr 2210 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind trotz der konjunkturellen Probleme lediglich 38 Verträge weniger als im Vorjahr und immer noch mehr als Anfang der 90-er Jahre. Insgesamt werden im Kammerbezirk 5274 Jugendliche im Handwerk ausgebildet.

Ende September 2003 waren darüber hinaus allein in der Internet-Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Reutlingen noch fast 300 freie Ausbildungsplätze gemeldet. Nicht zuletzt wegen dieses insgesamt sehr guten Ergebnisses wies Präsident Joachim Möhrle bei der Vorstellung der Ausbildungszahlen darauf hin, dass die aktuelle Diskussion um eine Ausbildungsplatzabgabe an der Situation im Handwerk in der Region völlig vorbeigehe.

Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen bilde nahezu jeder ausbildungsberechtigte und ausbildungsfähige Handwerksbetrieb regelmäßig aus. Da Hunderte von Betrieben seit Jahren vergeblich geeignete Auszubildende suchten, würden diese Betriebe durch die Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe doppelt bestraft.

Nicht zuletzt auf Grund des Mangels an geeigneten Auszubildenden habe das Handwerk daher in Baden-Württemberg eine Nachwuchskampagne mit dem Ziel gestartet, sowohl besser qualifizierte als auch insgesamt mehr Jugendliche für das Handwerk zu interessieren.

In den Köpfen der Jugendlichen fehle, wenn es um das Handwerk gehe, oft der Bezug zu modernsten Maschinen oder zu neuester Informationstechnologie. "Es ist ein verengtes Bild, das den heutigen Gegebenheiten in keinster Weise mehr entspricht", sagte Möhrle.

Damit würden auch die Chancen grundlegend verkannt, die eine Ausbildung und eine Karriere im Handwerk böten, so Möhrle weiter. Der Grad an höherer Eigenverantwortung, die besseren Möglichkeiten, sich selbst in die Arbeit einbringen zu können und auch die Entwicklungsmöglichkeiten - all das bleibe allzu oft ausgeklammert.

Die meisten neuen Ausbildungsverträge sind auch in diesem Jahr wieder bei den Kfz-Mechanikern (241) und den Friseuren (191) zu finden. Auf dem dritten Platz liegen die Maler und Lackierer/Fahrzeuglackierer (156), gefolgt von den Zimmerern (115), den Elektroinstallateuren (107) und den Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik (97; hervorgegangen aus der Zusammenlegung der Ausbildungsberufe von Gas- und Wasserinstallateure und Zentralheizungs- und Lüftungsbauer).

Mit jetzt rund 27 Prozent hat der Anteil der Auszubildenden mit mittlerem Bildungsabschluss (Realschule und Berufsfachschule) zugenommen, während der Anteil der Auszubildenden mit Fachhochschulreife bzw. Abitur mit 4,1 Prozent leicht zurückgegangen ist. Das Gros der Auszubildenden (66,2 Prozent) kann einen Hauptschulabschluss vorweisen.

2,9 Prozent der Auszubildenden hat auch ohne Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz unter den mehr als 100 Berufen des Handwerks gefunden. Damit hat das Handwerk auch im vergangenen Jahr gezeigt, dass es auch diesen Jugendlichen eine Zukunftsperspektive bieten kann.

Gleiches gilt für ausländische Jugendliche, deren Anteil auf 9,4 Prozent zurückgegangen ist; die meisten kommen aus der Türkei (77), Italien (46), dem ehemaligen Jugoslawien (33) und Griechenland (20).

Die Statistik des Jahres 2003 finden Sie hier als pdf-Dokument.Die Lehrstellen- und Praktikumsbörse im Internet:www.hwk-reutlingen.de/ausbildungAktueller Stand 12. Febr. 2004:194 Betriebe mit 292 freien Lehrstellen in 54 Berufen81 Betriebe mit 127 PraktikumsplätzenDie Nachwuchswerbekampagne mit Informationen über die mehr als 100 Ausbildungsberufe des Handwerks:www.handwerks-power.de