Brücken in Europa bauen
Am 19. September war der „Tag des Handwerks“. „An diesem Tag wollen wir zeigen, dass das Handwerk der richtige Platz ist, die eigene Leidenschaft zu entfalten. Das Handwerk bietet ein solides Fundament für die berufliche Karriere und vielfältige Werkzeuge zur Verwirklichung der eigenen Ambitionen und Ideen", erklärt dazu Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen.
Die Handwerkskammer Reutlingen nutzte den bundesweit durchgeführten Tag für einen besonderen Anlass: 20 spanische Jugendliche, die ihre Ausbildung im September bei Handwerksbetrieben in der Region begonnen hatten, wurden mit einem unterhaltsamen Fest bei Maultaschen und Tapas in der Bildungsakademie Tübingen begrüßt. Zu dem Fest waren sowohl die Ausbildungsbetriebe der Spanier als auch weitere Gäste aus Politik – u. a. der Bundestagsabgeordnete Michael Donth – und Wirtschaft eingeladen.
Ministerialdirektor Guido Rebstock vom Ministerium für Wirtschaft und Finanzen richtete ein Grußwort an die Gäste. Er sprach von einem "Zeichen der europäischen Solidarität". "Es ist erfreulich, dass das Programm zur Ausbildung Jugendlicher aus anderen Ländern gerade bei uns auf sehr große Zustimmung stößt."
„Mit der Maßnahme der Handwerkskammer Reutlingen soll nicht nur spanischen Jugendlichen zu einer Ausbildung verholfen werden, sondern der europäische Gedanke soll insgesamt gefördert werden“, erläutert Monika Kromer, die das Projekt in Tübingen betreut. Durch den Aufbau eines Netzwerkes – also zum Beispiel zu Berufsschulen in Spanien – soll es Jugendlichen künftig insgesamt erleichtert werden, eine Ausbildung in Deutschland zu beginnen. Die „große Idee“ sei es, Brücken in Europa zu bauen, so Kromer weiter.
Der Hintergrund: Eine Ausbildung in Deutschland
Die 20 Spanier haben den weiten Weg nach Deutschland auf sich genommen, um eine Ausbildung in durchaus anspruchsvollen Handwerken zu beginnen – und zwar in den Bereichen Elektrotechnik, Sanitär-Heizung-Klima, Feinwerkmechanik und Metallbau.
Eine der Voraussetzungen für den Beginn der Ausbildung war im Vorfeld ein anspruchsvoller Sprachtest – schließlich müssen die jungen Leute dem Stoff in der Berufsschule folgen aber auch im Umgang mit Kunden kompetent auftreten können. Bereits in Spanien hatten die Teilnehmer daher vier Monate lang fünf Tage in der Woche Deutsch gelernt.
Und um Anpassungsschwierigkeiten an das neue Lebensumfeld besser bewältigen zu können, hat die Handwerkskammer außerdem sogenannte „Kümmerer“ engagiert – Personen, die den jungen Spaniern mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie auf kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien vorbereiten und begleiten.
Erste Erfahrungen
Bevor dann die schon erwähnten Maultaschen und Tapas genossen werden konnten, berichteten Ausbildungsbetriebe und Auszubildende bei der von Anne Socarrás (SWR) moderierten Veranstaltung über erste Erfahrungen, und bei einem Quiz konnten Spanier und Deutsche unter Beweis stellen, was sie über das jeweils andere Land wissen. Bei einer Verlosung war für die Spanier unter anderem ein Akku-Bohrer der Bisinger Firma Kress-Elektrik im Wert von rund 200 Euro zu gewinnen.
Zum Abschluss konnten sich die Gäste in die auf Video festgehaltene „Werkzeugkette“ einreihen. Der Clip mit Überlänge soll zeigen, wie viel Leidenschaft im Handwerk steckt. Bislang reichen über 500 Handwerker und Freunde des Wirtschaftsbereichs ihre Leidenschaft für das Handwerk – symbolisiert durch ein persönliches Arbeitswerkzeug – von einer Person an die nächste weiter. Das Ergebnis: die längste Werkzeugkette, die Deutschland gesehen hat. Veröffentlicht wird sie auf der Internet- und der Facebookseite der Handwerkskammer Reutlingen (www.hwk-reutlingen.de; www.facebook.com/hwkreutlingen).
Der Tag des Handwerks fand in diesem Jahr zum fünften Mal statt. 2011 riefen Handwerkskammern und Verbände den bundesweiten Aktionstag ins Leben. Das Ausbildungs-Projekt der Handwerkskammer Reutlingen wird im Rahmen des Programmes „MobiPro EU“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert.
Ansprechpartnerin ist Monika Kromer,
Telefon 07071 9707-84, E-Mail monika.kromer@hwk-reutlingen.de