Der Vorstand und Mitarbeiter der Handwerkskammer Reutlingen informierten sich in Brüssel über die Arbeit der Europäischen Union.

26.05.2008

Die Bedeutung der EU für das Handwerk

Der Vorstand der Handwerkskammer Reutlingen hat kürzlich bei einem dreitägigen Besuchsaufenthalt in Brüssel versucht, einen Einblick in die Arbeit der Europäischen Union (EU) zu gewinnen.

Weshalb ist die Arbeit des Europäischen Parlamentes überhaupt für das Handwerk in der Region von Bedeutung? Vizepräsident August Wannenmacher, der die Delegationsleitung stellvertretend für den kurzfristig erkrankten Präsidenten Joachim Möhrle übernommen hatte, weist darauf hin, dass der Einfluss der EU immer weiter zunimmt. Rund 80 Prozent der deutschen Bundesgesetze seien inzwischen direkt durch EU-Rechtsetzung und Richtlinien beeinflusst. Davon sei natürlich auch das Handwerk betroffen.

Das Handwerk vertreten
„Das Problem für uns im Kammerbezirk ist nur“, so Wannenmacher, „dass wir meist zu spät erfahren, was auf uns zukommt. Das ist eine Schwierigkeit, mit der letztendlich alle Handwerkskammern als den Interessensvertretungen des Handwerks in Deutschland zu tun haben. Deshalb hat der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ja auch ein Büro in Brüssel eingerichtet. Die Aufgabe der dortigen Mitarbeiter ist es, bei den europäischen Entscheidungsfindungen so früh wie möglich die Stimme des deutschen Handwerks zu vertreten - und natürlich uns in der Heimat über das zu informieren, was in den wirklich nicht einfach zu durchschauenden Prozessen in Brüssel passiert.“

Denn die Beschlüsse wirken bis in die Regionen hinein: So fühlten sich viele Handwerker in der Region in letzter Zeit zum Beispiel durch die Europäische Dienstleistungsrichtlinie bedroht, weil bereits durch die EU-Osterweiterung sehr viele Billigunternehmer oder Scheinselbständige auch nach Baden-Württemberg gekommen sind. Wannenmacher: „Für uns war es interessant zu sehen, wie die Prozesse in Brüssel ablaufen, wie die Leute arbeiten, die hier die Entscheidungen treffen, mit deren Auswirkungen wir im Alltag zurecht kommen müssen.“

Wenig Konkretes
Wannenmacher führte weiter aus, dass sich leider viele Meinungen und Einschätzungen über die EU bestätigt hätten. „Wir haben wenig Konkretes gehört, wenn wir konkrete Fragen gestellt haben. Und wenn man uns erzählt, dass manche Gesetzesvorlagen wie die so genannte Anerkennungsrichtlinie bis zu 18 Jahre brauchten, bis sie beschlossen wurden, dann muss man einfach erkennen, dass die Gesetzesmühlen hier noch langsamer mahlen als auf nationaler Ebene.“

Weitere Themen der Informationsreise waren Gespräche mit EU-Parlamentariern und ZDH-Vertretern über aktuelle europäische außenwirtschaftliche Fragen, über die europäische Umwelt-, Energie- und Klimaschutzpolitik, den so genannten „Small Business Act“, über Berufsbildungs- und Regionalpolitik sowie Gespräche mit EU-Korrespondenten baden-württembergischer Tageszeitungen.