Die Umwelt passt in eine Kammer
„Berlin, Windstärke 5. Das Haar sitzt.“ – Der Werbespot für ein Haarspray aus den 90er-Jahren genießt heute Kultstatus. Bei den Produkttests vertraute der Hersteller auf Anlagen der CTS GmbH in Hechingen. Aufträge wie dieser seien zwar nicht die Regel, aber keineswegs ungewöhnlich, sagt Helmut Maute, Seniorchef und Gesellschafter. „Es gibt eigentlich nichts, was wir noch nicht geprüft haben.“
Das 1996 gegründete Unternehmen stellt Geräte und Anlagen zur Umweltsimulation her. In so genannten Prüfkammern testen Industrie und Forschungsinstitute, wie sich Materialen und Produkte unter verschiedenen Bedingungen, wie etwa Wärme, Kälte, Feuchte und Druck, verhalten. Um solche „Stresstests“ für Lacke, Kunststoffe oder Textilien verlässlich und wiederholbar durchführen zu können, werde jede Anlage nach spezifischen Kundenanforderungen aufgebaut, erklärt Nathalie Maute. Die studierte Wirtschaftsingenieurin, zuständig für Vertrieb und Service, leitet seit 2015 zusammen mit Rainer Modes und Philipp Jehs das Unternehmen.
Die Vielfalt an Materialien, die geprüft werden, ist enorm und ebenso die Produktpalette des Mittelständlers. Von der kleinen Prüfkammer, in der Brillengestelle oder Schuhe getestet werden, bis hin zur begehbaren Anlage für einen Putzhersteller, ist alles möglich.
Wichtigster Kunde ist die Automobilindustrie. Jede zweite CTS-Anlage geht an Hersteller oder deren Zulieferer. Weitere Abnehmer sind die Solarindustrie, die Elektronikbranche und die Luft- und Raumfahrtindustrie. Der Exportanteil beträgt rund 30 Prozent. Produziert wird ausschließlich am Standort Hechingen. Und das soll auch in Zukunft so bleiben. Der Qualität wegen und aufgrund des hohen Spezialisierungsgrades, so Maute senior.
Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter. Besonders gefragt sind Kälteanlagenbauer. Allerdings seien die aktuell kaum zu finden, erklärt Fertigungsleiter Peter Weinmann. „Der Arbeitsmarkt ist praktisch leergefegt.“ Immerhin habe sich die Situation im Ausbildungsbereich „entspannt“. Im September haben vier Jugendliche ihre Lehre bei CTS begonnen.
Dass Flüchtlinge den Fachkräftemangel zumindest etwas lindern könnten, glaubt Weinmann nicht. Die sprachlichen Hürden seien vermutlich zu hoch. Bei der alltäglichen Arbeit mit Plänen und Gefährdungsbeurteilungen seien gute deutsche Sprachkenntnisse das „A und O“.