Dort präsent sein, wo die Jungen sind
Auszubildende aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen als Jugendbeiräte die Imagekampagne des Handwerks unter die Lupe. Mit dabei Lisa Rentschler, angehende Malerin und Lackiererin aus Filderstadt.
„Ich kannte die Plakate, aber was dahinter steht, wusste ich nicht“, fasst die 21-Jährige ihr Vorwissen zusammen. Jedenfalls fand sie das Angebot von Harald Roßmeißl, ihrem Ausbilder bei der Anton Geiselhart GmbH in Pfullingen, sich eingehender mit der Imagekampagne zu beschäftigen und den Machern ein Feedback aus jugendlicher Sicht zu geben, spannend. Nach einer pandemiebedingten einjährigen Verzögerung war es kurz vor Weihnachten soweit: 31 Auszubildende aus unterschiedlichen Gewerken kamen auf Einladung des Kampagnenbüros, das aus Agenturen und dem Deutschen Handwerkskammertag besteht, zu einem eintägigen Workshop im Haus des Handwerks in Berlin zusammen.
In mehreren Arbeitsgruppen machten sich die Nachwuchskräfte ans Werk. Die jüngst angelaufene Reihe mit dem provokanten Slogan „Hier stimmt was nicht“ stieß auf gemischte Reaktionen. Mit der Idee, gezielt Erwachsene anzusprechen und der ungewöhnlich düsteren Optik der Motive fremdelte ein Teil der Laien, darunter auch Rentschler. Eine Elternkampagne hatten die meisten Jugendbeiräte wohl auch nicht erwartet.
Mehr Frauen fürs Handwerk gewinnen
Wesentlich leichter fiel es den Beiräten, ihre Wünsche in eigenen kurzen Werbebotschaften zu formulieren. Für Rentschler, einzige Frau in ihrer Arbeitsgruppe und derzeit einzige gewerbliche Auszubildende im Betrieb steht fest, dass es da eine ganz wichtige gibt: „Frauen im Handwerk, ja bitte“, lautete ihr Vorschlag.
„Es sollte viel mehr Frauen im Handwerk geben“, findet Rentschler, obwohl es für eine Frau unter Männern mitunter nervig und bisweilen schwierig sein könne. Während es im Betrieb und im Team keinerlei Akzeptanzprobleme gebe, herrsche auf der Baustelle häufig noch ein anderer Ton und ein anderes Denken. „Abfällige Kommentare von Mitarbeitern anderer Firmen gehören zum Alltag“, sagt Rentschler. An der Berufsschule wiederum geht es deutlich respektvoller zu. Rentschler, eine von drei Frauen in der Klasse, weiß auch warum. „Die Jungs wollen nur mit uns arbeiten, weil wir so gut sind.“ Auch wenn es wie ein Klischee klinge, wenn es um präzises Arbeiten und ein schönes Ergebnis gehe, seien Frauen besser einfach als die Jungs, ist die Auszubildende überzeugt.
Digitale Kanäle nutzen
Und wie kommt die Botschaft zur Zielgruppe? Möglichst in bewegten Bildern, meint Rentschler. Generationengerecht heißt das Stichwort, und da führe nun mal kein Weg an den digitalen Kanälen vorbei. Facebook sei mittlerweile eher etwas für die Älteren, Jugendliche bevorzugten Instagram und Tiktok. Ihre Empfehlung: „Einfach dort sein, wo jeder Jugendliche jeden Morgen fünf Mal durchscrollt, wenn er zum Smartphone greift.“
Rentschler hat in drei Jahren Ausbildung viel Selbstvertrauen getankt. „Ich weiß, dass mir das Handwerkliche liegt.“ Sie freut sich darüber, in einem Betrieb zu sein, in dem sie das ganze Spektrum des Berufs kennenlernt. Streichen, lackieren, tapezieren, Putze ausbessern, dämmen. So mancher Mitschüler lerne weniger. Im Sommer stehen die Prüfungen an. Rentschler hat eine klare Vorstellung, wie es dann weitergehen soll. Sie möchte im Betrieb bleiben und einfach weitermachen mit dem, was sie an ihrem Beruf so sehr schätzt: „Ich mag alle Techniken lernen.“