„Einfach eine gute Erfahrung“
Florian Steurer aus Hittisau, Vorarlberg, und Gregor Roller aus Tübingen nehmen am xchange-Projekt für Auszubildende teil.
Eigentlich sei es ja die Idee seines Chefs gewesen, gibt Florian Steurer zu. Denn in der Holzwerkstatt von Markus Faißt in Hittisau, Vorarlberg, gehört der Auslandsaufenthalt schon seit Jahren zum Ausbildungsprogramm. Der passende Betrieb wurde über das Austauschprogramm xchange gefunden. Nach zwei Wochen in der Tübinger Schreinerei HOLZ + FORM steht für den 18-Jährigen heute fest: „Ich empfehle es weiter.“
Und so funktioniert xchange: Auszubildende können vier Wochen ihrer Ausbildung in einem anderen Land absolvieren. Im Gegenzug kommt ein Lehrling der Austauschfirma in das eigene Unternehmen. Frank Sauer, Geschäftsführer von HOLZ + FORM, hat das Konzept des grenzüberschreitenden Lehrlingsaustausches sofort überzeugt: „Die Auszubildenden lernen eine andere Firma mit neuen Arbeitsabläufen kennen. Davon profitieren beide, die Lehrlinge und die Betriebe.“
Engagement für den Nachwuchs
Florian Steurer lernt nun für vier Wochen beim Tübinger Küchenspezialisten, arbeitet an einzelnen Aufträgen mit und geht mit auf Montage. Sein Tauschpartner ist Gregor Roller, 20 Jahre, 2. Ausbildungsjahr. Er wird im Juni in den Bregenzerwald aufbrechen und Einblicke gewinnen in einen Betrieb, der Möbel aus Massivhölzern nach ökologischen und baubiologischen Kriterien fertigt. „Eine gute Lebenserfahrung“, sagt Steurer. „Ein Kontrastprogramm,“ fasst Roller seine Erwartungen zusammen.
Für Frank Sauer überwiegen die Gemeinsamkeiten. Beide Betriebe zeichneten sich durch einen hohen Anspruch an die Arbeit und die Art der Zusammenarbeit aus. Dies gelte auch für die Ausbildung, so Sauer, selbst Schreinermeister und staatlich geprüfter Gestalter. HOLZ + FORM bildet laufend zwei künftige Schreiner aus, bietet Praktika für angehende Innenarchitekten und engagiert sich seit drei Jahren beim Girls’ Day. Die österreichischen Partner haben bereits mehrere Landes- und Bundessieger bei Lehrlingswettbewerben hervorgebracht. „Über das Projekt ist ein interessanter Kontakt entstanden“, sagt Sauer und freut sich auf einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit den Kollegen in Österreich.
Unbürokratischer Ablauf
Der bürokratische Aufwand für die beteiligten Firmen halte sich in Grenzen, fügt Sauer hinzu. Projektpartner vor Ort unterstützen bei der Suche nach einem geeigneten Betrieb und bei der Organisation. Im konkreten Fall half die Handwerkskammer Reutlingen bei der Vermittlung, den Kontakt zwischen den beiden Firmen herzustellen. Auch die finanzielle Seite ist denkbar einfach geregelt. Die Vergütung der Auszubildenden während des Gastaufenthalts wird immer vom eigenen Ausbildungsbetrieb bezahlt. Zusätzliche Kosten für Fahrt und Übernachtung werden mit bis zu 650 Euro bezuschusst. Für die Unterbringung ihrer Gäste sorgen die Betriebe selbst: Florian hat ein Zimmer beim Werkstattmeister bezogen, Gregor wird eine Ferienwohnung zur Verfügung stehen.
Das Austauschprogramm xchange ist auf einzelne Regionen und Kantone in Österreich, Italien, der Schweiz und auf die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern ausgerichtet. Mitmachen können Ausbildungsbetriebe aller Branchen. Weitere Informationen unter www.xchange-info.net.
Ansprechpartner bei der Handwerkskammer Reutlingen ist Michael Wittich, Telefon 07121 2412-265, michael.wittich[at]hwk-reutlingen.de.