Monika Kromer

27.11.2013

Fachkräftesicherung im Handwerk

Sicher ist, dass wegen der niedrigen Geburtenraten in Zukunft immer weniger Jugendliche in den Arbeitsmarkt eintreten werden. Für Handwerksbetriebe wird es deshalb wichtiger, die eigenen Mitarbeiter so lange wie möglich im Unternehmen zu halten. Monika Kromer, Beraterin für Fachkräftesicherung bei der Handwerkskammer Reutlingen, unterstützt sie dabei.

Ist das Thema Fachkräftesicherung schon in den Köpfen der Handwerksunternehmer angekommen?

Kromer: Jein. Der Fachkräftemangel ist noch nicht durchgängig akut. Das ist jedoch nur eine Frage der Zeit. Bereits heute bleiben zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Handwerker sollten sich darüber im Klaren sein: Es handelt sich nicht um ein vorübergehendes Phänomen. Der Wettbewerb um kluge Köpfe wird härter. Bewerber mit gefragten Qualifikationen haben künftig bessere Verhandlungspositionen. Und nur die Betriebe, die ihre Hausaufgaben rechtzeitig machen, werden am Markt bestehen.

In welchen Bereichen sollten Betriebe aktiv werden?

Kromer: Ob ein Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Das Entgelt und Zusatzleistungen, die Arbeitsbedingungen und gesundheitliche Belastungen am Arbeitsplatz, die Weiterbildungsmöglichkeiten und auch die Aufstiegschancen spielen eine Rolle. Die Führungskultur ist genauso wichtig wie eine gelungene Außendarstellung. Es geht also nicht zuletzt um Kommunikation nach innen wie nach außen. Schließlich sind zufriedene Mitarbeiter das beste Aushängeschild eines Unternehmens.

Wo setzt das Projekt Fachkräftesicherung an?

Kromer: Fachkräftesicherung besteht aus vielen Bausteinen, entsprechend breit ist das Projekt angelegt. Prinzipiell können sich Betriebe mit allem, was zum Thema „Mitarbeiter finden, halten, binden“ gehört, an uns wenden. Das kann die Analyse der Altersstruktur im Unternehmen ebenso betreffen wie den Bereich Personalmanagement, das Anwerben von Arbeitskräften aus dem Ausland, die Weiterbildung oder den Bereich Gesundheit und Fitness.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Kromer: Wir führen Erstgespräche mit den Inhabern oder Personalverantwortlichen. Je nachdem, welche Themen unter den Nägeln brennen, machen wir Vorschläge, wie an die Probleme herangegangen werden kann und wer hierbei unterstützt. Anschließend werden Maßnahmen festgelegt und bei Bedarf auch die Umsetzung begleitet. Wichtig ist, dass die Umsetzung zeitnah und ressourcenschonend möglich ist. Es geht um kleine Schritte, um das Machbare. Hierzu arbeiten wir mit Netzwerkpartnern zusammen. Die kostenlosen Beratungsangebote der Handwerkskammer stehen ebenfalls zur Verfügung.

Große Unternehmen polieren ihr Arbeitgeberimage mit großen Budgets auf. Wie können Handwerker bei qualifizierten Fachkräften punkten?

Kromer: Indem sie ihre Stärken ausbauen. Häufig wechseln Mitarbeiter, weil sie woanders besser verdienen. Es kommt aber nicht nur auf das Geld an. Sobald die Entlohnung als fair betrachtet wird, gewinnen Faktoren wie Arbeitsplatzsicherheit, flache Hierarchien, Zuschnitt der Tätigkeit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und gegenseitige Wertschätzung an Bedeutung. Dann wird der vermeintliche Größennachteil des Handwerkers schnell zur Trumpfkarte. Zusammenhalt, Vertrauen, Verlässlichkeit sind Werte mit denen bei Fachkräften gepunktet werden kann.

Die Beratung ist kostenfrei. Die Berater und Beraterinnen für Fachkräftesicherung der acht Handwerkskammern in Baden-Württemberg werden mit Mitteln des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft gefördert.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf unserer Sonderseite.