Im Handwerk bleiben Lehrstellen unbesetzt
Nachdem die Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen drei Mal in Folge mehr Lehrstellen besetzen konnten, ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diesem Jahr um 2,1 Prozent zurückgegangen. Bis zum 31. Oktober 2016 haben 2.131 junge Menschen ihre Ausbildung begonnen (2015: 2.176).
Für den stellvertretenden Hauptgeschäftsführer Rainer Neth kommt dieser Rückgang nach den Zuwächsen der Vorjahre nicht überraschend. „Die Lehrstellenbilanz ist durch regionale Unterschiede geprägt. Hinzu kommt, dass die Entwicklung innerhalb der Landkreise trotz einer anhaltend guten wirtschaftlichen Lage von Jahr zu Jahr erheblichen Schwankungen unterliegt.“ So zum Beispiel im Landkreis Reutlingen. Nach einem Plus von sieben Prozent im Vorjahr, weise die Bilanz heuer 2,4 Prozent weniger Neuverträge aus. Noch drastischer falle die Differenz im Kreis Freudenstadt aus. Nach einem Plus von 15,5 Prozent im vergangenen Jahr verzeichne die Statistik zum Stichtag 31. Oktober 2016 ein Minus von 8,7 Prozent.
Branchen
Rund 40 Prozent aller neuen Auszubildenden lernen einen Metall- und Elektroberuf. 842 Frauen und Männer haben in diesem Jahr eine Lehre zum Elektroinstallateur, Kfz-Mechatroniker oder Metallbauer begonnen, ein Plus von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hingegen hat das Bau- und Ausbauhandwerk, der zahlenmäßig zweitwichtigste Ausbildungsbereich, deutlich weniger Ausbildungsplätze als im Vorjahr besetzen können. Der Rückgang beträgt 8,8 Prozent (467 Neuverträge; Vorjahr: 512).
Erfreulich ist die Lage bei den Tischlern/Schreinern (129 Neuverträge, plus 11,2 Prozent). Die Bäcker, Konditoren und Metzger konnten das Niveau des Vorjahres halten (109 Neuverträge, minus 0,9 Prozent). Die Gesundheitsberufe, also Zahntechniker, Optiker oder Hörakustiker, bleiben nur geringfügig hinter den Vorjahreszahlen zurück ( 255 Neuverträge, minus 1,5 Prozent).
Ganz anders fällt die Bilanz im Bereich Glas, Papier und Keramik aus. Die Kammer meldet für diese Gruppe 48 Neuverträge, ein Minus von 15,8 Prozent. Auch bei den kaufmännischen Berufen, auf die rund acht Prozent aller Ausbildungsplätze im Handwerk entfallen, wird ein Rückgang im zweistelligen Bereich ausgewiesen (181 Neuverträge, minus 10,0 Prozent). Die höchste Zuwachsrate aller Berufsgruppen verzeichnen die Bekleidungsbetriebe (23 Neuverträge, plus 27,8 Prozent).
19 Jugendliche haben im Rahmen des Ausbildungspaktes eine so genannte Einstiegsqualifizierung aufgenommen, in der sie sich auf eine Ausbildung in einem Handwerksberuf vorbereiten (Vorjahr: 16 Verträge).
Landesdaten
Die Ausbildungsbilanz des baden-württembergischen Handwerks fällt erfreulich aus. In den acht Kammerbezirken wurden bis zum 31. Oktober insgesamt 20.016 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 3,0 Prozent mehr als im Vorjahr.
Regionaldaten
Die Zwischenbilanz in den einzelnen Landkreisen des Kammerbezirks fällt uneinheitlich aus. Während im Zollernalbkreis (plus 2,6 Prozent) und im Landkreis Tübingen (plus 0,7 Prozent) mehr Neuverträge abgeschlossen werden konnten, liegen die Landkreise Reutlingen (minus 2,4 Prozent), Sigmaringen (minus 5,3 Prozent) und Freudenstadt (minus 8,7 Prozent) deutlich unter den Vorjahreswerten.
Sigmaringen und Zollernalb
Im Bezirk der Arbeitsagentur Balingen wurden insgesamt 758 neue Ausbildungs-verträge geschlossen (2015: 765), davon 324 im Landkreis Sigmaringen (Vorjahr: 342) und 434 im Zollernalbkreis (Vorjahr: 423). Die Elektro- und Metallbetriebe im Zollernalbkreis liefern mit einem Plus von 12,9 Prozent (193 Neuverträge; Vorjahr: 171) einen wichtigen Beitrag zur positiven Zwischenbilanz im Landkreis. Ihre Kollegen im Kreis Sigmaringen liegen mit einem Minus von 4,8 Prozent nur geringfügig über dem Kreisdurchschnitt (minus 5,3 Prozent).
Reutlingen und Tübingen
Die Bilanz im Bezirk der Arbeitsagentur Reutlingen: insgesamt wurden 1.122 Lehrverträge geschlossen (2015: 1.136). Während der Landkreis Tübingen ein Plus von 0,7 Prozent (437 Neuverträge) verzeichnet, bleiben die Ausbildungsbetriebe im Landkreis Reutlingen, die die meisten Ausbildungsplätze im Kammerbezirk stellen, unter dem Vorjahreswert (685 Neuverträge, minus 2,4 Prozent).
Deutliche Rückgänge gibt es im Reutlinger Nahrungsmittelgewerbe (30 Neuverträge, minus 31,8 Prozent) und im Bau- und Ausbauhandwerk (152 Neuverträge, minus 15,6 Prozent). Die Elektro- und Metallbetriebe im Kreis Tübingen schneiden ebenfalls unterdurchschnittlich ab (163 Neuverträge, minus 5,2 Prozent). Deutlich besser läuft es im Holzgewerbe (37 Neuverträge, plus 37 Prozent). Im Nahrungsmittelhandwerk haben doppelt so viele junge Menschen wie im Vorjahr ihre Ausbildung begonnen (34 Neuverträge, plus 100 Prozent).
In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind aktuell noch 326 freie Ausbildungsplätze für das Jahr 2016 eingetragen. Wer einen Ausbildungsplatz für 2017 sucht, findet dort bereits 917 Lehrstellen in 417 Betrieben.
Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer, Informationen zu den Ausbildungsberufen im Handwerk sowie Tipps zu Bewerbung gibt es unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung.