05.11.2015

Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt

Flüchtlinge in Arbeit und Ausbildung bringen. Wie das gehen könnte, darüber informierten sich 100 Unternehmer in der Handwerkskammer Reutlingen. Ein Angebot der Kammer ist zum Beispiel eine neue Online-Börse, in die Betriebe Ausbildungsplätze und Praktika eintragen können.

Hier also der Fachkräftemangel und wachsende Nachwuchssorgen der Betriebe, dort Flüchtlinge, die in Deutschland Fuß fassen wollen. Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, warnte in seiner Begrüßung vor allzu einfachen Gleichungen: „Das ist eine Chance für die deutsche Wirtschaft. Wir sollten aber nicht so tun, als ob Flüchtlinge die Lösung aller Probleme auf dem Arbeitsmarkt wären.“

Der Weg in die Beschäftigung dürfte für die Mehrheit der Neuankömmlinge länger sein. Als wichtigste Anforderung für Ausbildung und Beschäftigung nannte Herrmann ausreichende Sprachkenntnisse. Auch müssten in vielen Fällen erst noch Qualifikationen vermittelt werden. Dies erfordere einen langen Atem und das Engagement von Flüchtlingen und Betrieben gleichermaßen. „Unser Ziel muss sein“, betonte Herrmann, „Flüchtlinge möglichst schnell zu Steuerzahlern zu machen.“

„Wir befinden uns in einer Sondersituation“, sagte Philipp Hirrle von der Ausländerbehörde beim Landratsamt Reutlingen mit Blick auf die hohe Zahl an Flüchtlingen. Hirrle erläuterte den Ablauf des Asylverfahrens und gab einen Überblick über die aktuelle Rechtslage. Seit September sei Bewerbern aus so genannten sicheren Drittstaaten keine Arbeitsaufnahme mehr gestattet. Eine Ausbildung sei zwar möglich, so Hirrle, allerdings müsse mit der Abschiebung gerechnet werden. Grundsätzlich sei bei Bewerbern, die sich erst kurze Zeit in Deutschland befinden, die Zustimmung der Ausländerbehörde erforderlich. Hirrle appellierte an die Betriebe, sich kundig zu machen. „Fragen Sie lieber ein Mal mehr nach als zu wenig.“

Thorsten Nebe und Birgit Heinlin stellten das Dienstleistungsangebot und Förderinstrumente der Agentur für Arbeit vor. Dazu zählte etwa Eingliederungshilfen, die Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen oder Probearbeitsverhältnisse von bis zu sechs Wochen. Letztere, so Heinlin, seien eine gute Möglichkeit für Bewerber und Unternehmen, sich kennen zu lernen und Kenntnisse und Fähigkeiten zu prüfen.

Ebenfalls um Qualifikationen ging es im Vortrag von Martin Hönes von der Handwerkskammer Reutlingen. Hönes prüft ausländische Berufsabschlüsse nach dem so genannten Berufsanerkennungsgesetz, ob und inwieweit diese mit deutschen Standards übereinstimmen.

Betriebe, die Flüchtlinge ausbilden oder Praktika anbieten wollen, können ihre Angebote auf einer Online-Börse der Handwerkskammer eintragen: www.hwk-reutlingen.de/fluechtlinge.htmlHandwerk in der Region 2019.