Juliane Harland (links), angehende Elektronikerin für Energie- und Gebäudetechnik, im Gespräch mit den Teilnehmerinnen.

Rund 40 Mädchen kamen beim Girls'Day ins Haus der Jugend.

02.05.2018

Keine Scheu vor dicken Brummern

Beim Girls’Day im Reutlinger Mädchen-Café machten sich rund 40 Schülerinnen ein Bild über technische Berufe, in denen Frauen meist noch unterrepräsentiert sind.

Es herrscht reges Treiben im Haus der Jugend in der Kanzleistraße. Auf zwei Stockwerken befinden sich die zwölf Beratungsstände, an denen Auszubildende und Studierende, Berufstätige und eine Unternehmerin über ihre Berufe informieren. Alle zwanzig Minuten wechseln die Schülerinnen, die in Kleingruppen unterwegs sind, an die nächste Station. Rund 40 sind ins Mädchen-Café gekommen, einige von ihnen wohl spontan. „Wir haben mehr Teilnehmerinnen als Anmeldungen“, sagt Janina Schmauder vom Görls e.V., der den Aktionstag zusammen mit der Bundesagentur für Arbeit, der Handwerkskammer und der Kontaktstelle Frau und Beruf auf die Beine gestellt hat.

Nicht abschrecken lassen

Das Angebot ist vielfältig. Mit der Textiltechnologie und der Technischen Informatik sind Ingenieursstudiengänge ebenso vertreten wie die Ausbildung beim Zoll und verschiedene Handwerksberufe, darunter solche, die als typisch männlich gelten. Einen davon lernt Gina-Maria Lorenz. Sie macht eine Ausbildung zur Kraftfahrzeugmechatronikerin, und zwar in der Fachrichtung Nutzfahrzeuge. „Von den Dimensionen der Lastwagen und Busse darf sich ein Mädchen nicht abschrecken lassen“, betont die 20-Jährige. Entscheidender seien das Interesse an Technik und eine Portion Selbstbewusstsein.

Am Stand von Kassandra Sanyang geht es bunt zu. Die angehende Medientechnologin Siebdruck hat Kunstdrucke, Kalender und Ausweiskarten mitgebracht, über die man schnell ins Gespräch kommt. Das Interesse der Teilnehmerinnen an Medientechnik sei groß, freut sich 19-Jährige, die einst als Schülerin bei der Girls’Day-Akademie mitmachte. Sie wünscht sich, dass Mädchen sich bei der Berufswahl nicht von vornherein beschränken, sondern das gesamte Spektrum in den Blick nehmen. Auch in ihrem Beruf könnte es mehr Frauen geben, meint Sanyang und verweist auf ihren Betrieb. Dort sei sie aktuell die einzige Frau im Mediengestalter-Team. „Allein unter drei Männern“, fügt sie lachend hinzu.

Technik praktisch erleben

Im zweiten Stock wird derweil fleißig gehämmert, geklebt und verdrahtet. In der kleinen Werkstatt entstehen Lichtbilder. Es geht um das praktische Erleben von Technik, ums Probieren und um Erfolgserlebnisse. „Das macht einfach Spaß“, sagt Jana, die gerade eine Leuchtdiode per Lüsterklemme an die Batterie anschließt. Die Neuntklässlerin der Graf-Eberhard-Realschule lobt die entspannte Atmosphäre und das Informationsangebot. „Ich bekomme Antworten auf meine Fragen.“ Ein konkretes Berufsziel hat die 15-Jährige noch nicht, aber sie kennt die Richtung, die sie einschlagen will: „Irgendetwas Künstlerisches, Gestaltendes, Handwerk.“

Auch Amy, die zum ersten Mal am Girls’Day teilnimmt, ist zufrieden. Technische Berufe findet sie interessant, schon allein deshalb, „weil ich das noch nicht kannte.“ Die Siebtklässlerin an der Eichendorff-Realschule, die als ehrenamtliche Jugendmentorin im Mädchen-Café aktiv ist, will in jedem Fall dranbleiben und sich informieren. Eine Idee für das Praktikum im nächsten Schuljahr hat sie auch schon: Maschinenbau wäre ganz nach ihrem Geschmack.

„Der Girls’Day will Schülerinnen Anregungen vermitteln, Chancen aufzeigen und das Selbstbewusstsein von Schülerinnen zu stärken, sich an technische Berufe heranzuwagen“, sagt Ulrike Brethauer, Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer. Die Perspektiven seien gut. „Mädchen sind in technischen Berufen willkommen.“