L-Bank Wirtschaftsforum in Reutlingen
350 Unternehmer und Berater nutzten beim L-Bank Wirtschaftsforum in der Stadthalle Reutlingen die Gelegenheit, sich über Modelle und Trends der Finanzierungsmodelle und Fördermöglichkeiten zu informieren.
Auf dem Programm des halbtägigen Forums standen Vorträge, Workshops und eine Fachmesse rund um die Themen Innovation, Digitalisierung und Fachkräftegewinnung. Gastredner Wolfgang Ischinger, Botschafter und Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, wies in seinem Impulsreferat auf die wachsende geopolitische Unberechenbarkeit und die strategischen Herausforderungen für Europa hin. „Die sicherheitspolitische Lage war seit der Wiedervereinigung nicht mit so vielen Risiken verbunden wie heute“, stellte Ischinger fest.
Grenzen des Aufschwungs in Sicht
Diese Unwägbarkeiten sorgten für Verunsicherung, nicht zuletzt bei der stark exportorientierten Wirtschaft in Baden-Württemberg, sagte Dr. Axel Nawrath, Vorsitzender des Vorstands der landeseigenen Förderbank. Zwar wachse die Südwestwirtschaft seit nunmehr 20 Quartalen ununterbrochen, und der Arbeitsmarkt präsentiere sich ebenfalls in herausragender Verfassung. Doch die Anzeichen mehrten sich, dass der Aufschwung langsam an seine Grenzen stoße.
Zentrales Zukunftsthema und zugleich Investitionsschwerpunkt für die Wirtschaft des Landes in den kommenden Jahren sei die Digitalisierung. Für mittelständische Unternehmen gehe es nicht nur darum, Anschluss zu halten, so Nawrath, sondern „zu den Vorreitern der digitalen Entwicklung“ zu gehören.
Folgen für Wirtschaft in der Region
In der anschließenden Talkrunde brachen Harald Herrmann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und IHK-Vizepräsident Dr. Thomas Lindner die Themen auf die regionale Wirtschaft herunter. Der zunehmende Protektionismus gebe Anlass zur Sorge, so Lindner. „Uns muss klar sein, dass die US-Sanktionen gegen den Iran wie die Handelszölle auch die Firmen aus der Region treffen werden.“ Aktuelle Umfragen zeigten, so Lindner, dass die Aussichten bereits schlechter seien. Allein die Debatte um höhere Zölle für Einfuhren in die Vereinigten Staaten verunsichere Unternehmen in der Region, so Lindner.
Das Handwerk agiere überwiegende regional, unterstrich Herrmann. Allerdings würden Zulieferer ebenfalls von einer internationalen Handelskrise betroffen sein. Mit Blick auf die Digitalisierung unterstrich Herrmann die weitreichenden Konsequenzen der Veränderungen. „Neue Kommunikations- und Fertigungstechniken werden die Arbeitswelt und auch Geschäftsmodelle im Handwerk verändern.“ Die vom Land geförderte Initiative Dialog und Perspektive Handwerk 2025 mit den Schwerpunkten Strategie, Digitalisierung und Fachkräfte unterstütze Betriebe, diese Herausforderungen zu meistern.
Im Mittelpunkt des Forums standen Workshops für Unternehmer. Anhand von Best-Practice-Beispielen stellten Förderexperten und Firmeninhaber vor, wie Vorhaben der Internationalisierung, Steigerung der Ressourceneffizienz und Innovationen mit den passenden Finanzierungsmodellen angegangen werden können. In einem weiteren Workshop ging es um Arbeitgeberattraktivität und Nachwuchssicherung. Ergänzt wurde das Wirtschaftsforum von einer Fachmesse mit mehr als 30 meist regionalen Ausstellern, auf der sich die Besucher individuell über Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten informieren und Kontakte knüpfen konnten.
Hintergrund
Die L-Bank-Wirtschaftsforen werden seit 2006 jährlich in wechselnden Regionen des Landes ausgerichtet. Seit dem Start der Reihe, die sich als Dialogplattform zwischen Unternehmen, Banken und Beratern versteht, haben mehr als 6.000 Teilnehmer die Veranstaltungen besucht. Das diesjährige Forum wurde gemeinsam mit der Bürgschaftsbank und den beiden regionalen Wirtschaftskammern organisiert.