Schülerinnen der Schlossschule Gomaringen besuchten die Elektronikwerkstatt der Bildungsakademie. Azubi Philipp Besenhofer gab alles.

13.12.2011

Mädchen schaffen das

Beim Girls‘ Day können Mädchen etwas über Technik und das Handwerk erfahren. Doch ein Aktionstag allein reicht selten aus, um Schülerinnen tatsächlich für eine Ausbildung in diesen Berufen zu gewinnen. Auch aus diesem Grund wurde die Girls‘ Day Akademie Tübingen ins Leben gerufen. Am diesjährigen Auftakt in der Bildungsakademie Tübingen nahmen 50 Hauptschülerinnen teil.

Jetzt ist aber genug. Jasmin und Jessica sind sichtlich erleichtert, als sie die Werkstatt für Sanitär-, Klima- und Heizungstechnik verlassen. Dabei stand dort mit Stefanie Lernhart, einer angehenden Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, eine junge Frau, die einen typischen Männerberuf lernt, Rede und Antwort. Der Funke ist trotzdem nicht übergesprungen. „Schweißen und Sanitärtechnik kommen nicht in Frage“, steht für Jasmin fest. „Im Kindergarten hat es mir besser gefallen“, pflichtet Jessica, die bereits zwei Praktika absolviert hat, bei.

Berufe kennen lernen

Die beiden Achtklässlerinnen nehmen an der Girls' Day Akademie Tübingen teil. Das Projekt unter dem Motto „Zukunft jetzt!“ wurde von der Stadt Tübingen im Jahr 2009 gestartet, um Hauptschülerinnen ein Jahr lang bei der Berufsorientierung zu begleiten. Für 60 Mädchen stehen neben Mathe und Deutsch nun auch Workshops, Praktikumstage und Betriebsbesichtigungen auf dem Stundenplan. Beteiligt sind die Mörikeschule, die Geschwister-Scholl-Schule, die Werkrealschule Innenstadt, die Schlossschule Gomaringen und die Grund-, Haupt- und Werkrealschule Entringen

50 Unternehmen und Institutionen unterstützen die Initiative. Die Handwerkskammer Reutlingen ist Kooperationspartner der Girls‘ Day Akademie. „Wir wollen informieren und deutlich machen, dass Mädchen im Handwerk viele Berufe mit Zukunftschancen offenstehen“, sagt Clemens Riegler, Leiter der Bildungsakademie Tübingen.

Stärken richtig einschätzen

„Die Mädchen brauchen eine längerfristige Begleitung“, erklärt Dagmar Schön-Luetkens. Denn es genüge nicht, Berufe vorzustellen, von denen die meisten Schülerinnen noch nie gehört haben. Die Pädagogin weiß um die Kluft, die häufig zwischen Wunschvorstellungen und realen Anforderungen liegt. Die Girls‘ Day Akademie soll den Jugendlichen helfen, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, realistische Ziele zu formulieren und schließlich zu erreichen. Die intensive Betreuung zahle sich aus, meint Schön-Luetkens: „Wer weiß, was er will, kann auch selbstbewusster auftreten.“

Eher reserviert schauen Schülerinnen der Schlossschule Gomaringen zu, wie Philipp Besenhofer, Systemelektroniker-Lehrling  im zweiten Ausbildungsjahr, eine Platine bestückt. „Es ist ein wenig langweilig, nur herumzustehen“, lässt sich Carina entlocken. Die kleinen Tests und Übungen des Praxisparcours, der am Vormittag absolviert wurde, seien spannender gewesen. „Die Girls‘ Akademie ist eine gute Sache“, findet Antonia. Die 13-Jährige weiß noch nicht, welcher Beruf für sie in Frage kommt. Sie will aber das vielfältige Angebot nutzen, um es herauszufinden. Die nächste Gelegenheit hierzu bietet ein Workshop beim Tübinger Radiosender Wüste Welle.

Girls' Day Akademie Tübingen