Stimmung gut, Ausblick optimistisch
„Die Stimmung im regionalen Handwerk ist gut, wenn auch nicht so euphorisch wie im Vorjahr“, fasst Harald Hermann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage zusammen. Danach legten Auftragseingänge, Auslastung und Umsätze im ersten Quartal 2018 zu, allerdings fällt die Stimmung der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr etwas gedämpfter aus.
Knapp zwei Drittel der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten die Geschäftslage mit „gut“, jeder zehnte als schlecht. Vor zwölf Monaten lag der Anteil der negativen Bewertungen bei 4,6 Prozent. „Die Umfrageergebnisse liegen für ein Winterquartal eher im oberen Bereich“, sagt Herrmann. Am stabilen wirtschaftlichen Umfeld habe sich nichts geändert, möglicherweise aber bei der Einschätzung der Risiken, wie etwa steigenden Zinsen oder den Folgen von Handelsbeschränkungen.
Jedes vierte Unternehmen verzeichnete mehr Bestellungen. Der durchschnittliche Auftragsbestand liegt mit 9,65 Wochen über dem Vorjahreswert. Im Bauhauptgewerbe sind es 16,2 Wochen, zweieinhalb Wochen mehr als vor einem Jahr. Auch die gewerblichen Zulieferer konnten ein Auftragspolster aufbauen, die einen Bestand von 9,6 Wochen meldeten (Vorjahr: acht Wochen).
Ebenfalls verbessert hat sich die Umsatzlage und führt dazu, dass der saisonal bedingte negative Saldo geringer ausfällt: 22,3 Prozent der Handwerksbetriebe erzielten ein Plus (Vorjahr: 19,5 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die weniger einnahmen, um fünf Prozentpunkte auf 28,7 Prozent gesunken.
Deutlich zugenommen hat die Auslastung der Unternehmen. 42 Prozent konnten ihre Kapazitäten im Winterquartal nahezu vollständig nutzen, 9,3 Prozent arbeiteten über der 100-Prozent-Marke. Über dem Kammerdurchschnitt liegen die Metall- und Elektrobetriebe: jeder zweite Betrieb ist zu mindestens 90 Prozent ausgelastet, jeder vierte geht über die Volllast hinaus.
Die hohe Auslastung der Betriebe führt mitunter zu längeren Wartezeiten. Nicht jeder Verbraucher hat dafür Verständnis. „Natürlich ist es ärgerlich, wenn es mehrere Wochen dauert, bis ein Auftrag ausgeführt wird“, sagt Herrmann. Deshalb sei es beispielsweise bei Renovierungen sinnvoll, den Betrieb möglichst frühzeitig in der Planungsphase zu kontaktieren. Notfälle seien ohnehin nicht betroffen, betont Herrmann.
Die Frühjahrsprognose der Betriebe fällt zuversichtlich aus. Rund die Hälfte der Betriebe (49,1 Prozent) rechnet mit einer stabilen Entwicklung, fast genauso viele (47,2 Prozent) erwarten, dass sich ihre Geschäftslage im zweiten Quartal verbessert. Dies wird zu neuen Arbeitsplätzen führen. Mehr als 15 Prozent wollen in den nächsten Wochen zusätzliches Personal einstellen.
Die 13.600 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro, beschäftigen über 78.000 Mitarbeiter und bilden rund 4.900 junge Menschen aus.