Stimmungshoch mit Wermutstropfen
Wie es mit dem Handwerk weitergehen soll, das war eines der zentralen Themen in der Sommervollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen am 20. Juli 2017.
Was die konjunkturelle Situation angeht, konnte Kammerpräsident Harald Herrmann zumindest Entwarnung geben: „Das Handwerk ist immer noch bester Stimmung, über zwei Drittel der Betriebe bewerten die Geschäftslage im vergangenen Quartal als gut.“
Allerdings gebe es einen kleinen Wermutstropfen: Zusätzliche Arbeitsplätze seien trotz gut gefüllter Auftragslage nicht entstanden. „Es fehlt an Fachkräften, die Betriebe suchen händeringend nach guten Leuten – aber es fehlt an qualifizierten Bewerbern“, so Herrmann.
Das Problem setze sich im Bereich der Ausbildung fort, denn auch hier blieben zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt. „Aktuell sind in unserer Lehrstellenbörse 1.776 freie Lehrstellen zu finden. Alleine für dieses Jahr sind es noch 820“, so Herrmann weiter. Immerhin könne man aktuell aber ein Plus an neu abgeschlossenen Lehrverträgen von rund zwei Prozent verzeichnen.
Dennoch werde die Handwerkskammer fortfahren müssen, Jugendliche für handwerkliche Berufe zu begeistern; dazu trage z. B. die Imagekampagne des deutschen Handwerks bei. Darüber hinaus müssten aber auch die Betriebe dabei unterstützt werden, den wachsenden Ansprüchen von Seiten der Kunden begegnen zu können. Und vor allem müssten die Themen „Facharbeitermangel“ und die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft strategisch ins Auge gefasst werden.
Herrmann: „Unsere Aufgabe wird es zukünftig sein, mit vermehrten Beratungsangeboten und Workshops die Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen innerhalb der Betriebe voranzutreiben.“ Dabei spielten die unterschiedlichen Strukturen des Handwerks eine bedeutende Rolle.
Während manche Betriebe in Sachen Digitalisierung schon sehr fortgeschritten seien, zeigten sich in anderen Betrieben noch große Berührungsängste. In beiden Fällen könnten die Angebote der Handwerkskammer – wie zum Beispiel aktuell die Veranstaltungen und „Webinare“ zum Thema Digitalisierung – unterstützend tätig werden.