Tübinger Handwerker erhält Seifriz-Preis
Klaus Lauf hat es geschafft: Sein Medizingerät „Virex“ tötet binnen 90 Sekunden alle Herpes-Viren in der Muttermilch, ohne die Nährstoffe zu zerstören.
Sieben Jahre hat der Tübinger Feinmechanikermeister mit dem Tübinger Uni-Virologen Dr. Dr. Klaus Hamprecht daran gearbeitet. Am 30. September 2005 wurden Sie in Stuttgart mit dem Professor-Adalbert-Seifriz-Preis für Technologie-Transfer im Handwerk 2005 ausgezeichnet.
Das Herpes-Virus HCM wird durch die Muttermilch übertragen. Gefährlich ist es besonders für Frühgeborene, die vor der 30. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen und unter 1000 Gramm wiegen. Diese Frühchen besitzen kein wirkungsvolles System zur HCMV-Abwehr.
Verfahren zur Behandlung der Muttermilch mit Wasserbädern gibt es bereits. Sie vernichten jedoch mit dem HCM-Virus alle Nährstoffe in der Muttermilch. Gerade die aber sind wichtig für die Entwicklung der Frühgeborenen. Klaus Hamprecht suchte daher ein Alternativverfahren, das HCM-Viren inaktiviert, ohne Nährstoffe zu zerstören.
Bei der Recherche stieß der Wissenschaftler auf Feinmechanikermeister Klaus Lauf, der sich seit 1993 mit Medizintechnik beschäftigt. Gemeinsam erarbeiteten sie ein standardisierbares Verfahren, das Muttermilch mit einem Spezialgerät in reproduzierbarer Form sterilisiert.
Die Lösung lag im Erzeugen eines Milchfilms mittels eines rotierenden Rundkolbens, in dem ein Temperaturfühler sitzt. Dieser meldet über einen stabilen Prozessor die Daten an das Steuergerät.
Klaus Lauf und Klaus Hamprecht ermittelten in langen Messreihen den optimalen Mix zwischen Temperatur und Zeit, der Viren inaktiviert und Nährstoffe schont. Das Verfahren dauert 90 Sekunden, in denen die Muttermilch für fünf Sekunden auf 60 Grad Celsius erhitzt und dann mit sieben Grad kaltem Wasser wieder auf 37 Grad heruntergekühlt wird.
Während der Entwicklung telefonierten der Wissenschaftler und der Handwerker regelmäßig und trafen sich mindestens alle 14 Tage, um Versuchsergebnisse sowie Ideen zu diskutieren.
In der halbjährigen Schlussphase bis Dezember 2004 setzte der Feinmechaniker schließlich 80 Prozent seiner Arbeitszeit für den HCMV-Inaktivator ein und lebte von Ersparnissen. Im März 2005 bestätigte der TÜV dem „Virex“ die Marktreife. Die Vermarktung der Innovation übernimmt die Virex GmbH, die Lauf bereits 2003 mit dem Investor Werner Rühl gegründet hatte.
Zunächst werden die rund 250 in Frage kommenden Kliniken in Deutschland informiert, dann sollen Österreich, die Schweiz, Europa und die USA folgen. Während Rühl die Vermarktung koordiniert, verantwortet Lauf die Produktion. 2006 will er mit sechs Subunternehmern aus den Bereichen Dreherei, Klima-Kälte-Technik, Fahrwerk und Gehäuse 50 Geräte herstellen. Damit dürfte er in insgesamt zehn Arbeitsplätze schaffen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Adolf Jetter, Handwerkskammer Reutlingen, Telefon 0 71 21/24 12-1 42.