Drei starke Frauen: Eva Horrer, Christl Offner-Hofstetter und Sonja Marilyne Doursenot (v.l.n.r.) bei der Veranstaltung der Handwerkskammer Reutlingen.

23.10.2010

Von starken Frauen

Rund 100 Mädchen und junge Frauen waren vergangene Woche in die Handwerkskammer Reutlingen gekommen, um sich auf unterhaltsame Art und Weise im Rahmen des Demografie-Projektes auf Themen wie Ausbildung, Beruf und Lebensplanung vorzubereiten.

Die von Carolin Duss, Moderatorin beim SWR-Jugendsender DASDING, geleitete Veranstaltung wollte Antworten auf Fragen geben wie: Gehen Unabhängigkeit, Karriere und Familie zusammen? Wie viel Selbstvertrauen ist für Frauen notwendig, um in einer immer noch von Männern dominierten Berufswelt bestehen zu können?

Wie die Lebenslinien starker Frauen aussehen können, das wurde dann am Beispiel von drei Frauen gezeigt. Was allen gemeinsam war: Sie mussten sich gegen Männer behaupten. Eva Horrer zum Beispiel. Sie hatte sich nach dem Abitur entschieden – zunächst gegen den Widerstand der Eltern – eine Zimmererlehre zu beginnen. Denn sie wollte mit den Händen arbeiten, gleich nach der Schule wieder nur am Schreibtisch zu lernen war ihr zu langweilig.

Mutig sein
Unterstützt vom Chef des Zimmererbetriebs, bei dem sie zunächst ein Praktikum gemacht hatte, begann sie die Lehre in diesem immer noch von Männern dominierten Beruf. Sie lernte mit der Höhenangst umzugehen und mit der Arbeit bei schlechtem Wetter – vor allem aber ist sie stolz, wenn sie das von ihr Geschaffene sehen und Freunden zeigen kann.

Sie ging aber noch einen Schritt weiter: Nach der Ausbildung entschloss sie sich, eine alte Tradition ihres Handwerks aufzugreifen und ging für dreieinhalb Jahre auf die Walz. Zu der Veranstaltung in der Handwerkskammer hatte sie Bilder aus Ägypten und China mitgebracht, und sie wusste viel zu erzählen von ihren Reisen durch Skandinavien, Russland oder Japan. „Man muss sich trauen, man muss mutig sein und auch risikoreiche Entscheidungen treffen,“ erzählt sie. Und man müsse es auch aushalten, mit schwierigen Situationen umzugehen. Denn irgendwann würde auch wieder die Sonne scheinen.

Die zweite Frau im Bunde hatte sich einen Jugendtraum erfüllt: Seit kurzem erst hat Sonja Marilyn Doursenot ihren eigenen Friseursalon. Auch ihr Weg dahin war nicht immer einfach, und sie hat sehr viel Zeit und Arbeit investiert. Aber, und das wird sie nicht müde zu betonen, sie würde es jederzeit wieder machen. „Man muss das tun, was einem Spaß macht,“ sagt sie. „Dann ist das Geld sogar zweitrangig.“ Aber zielstrebig und ehrgeizig müsse man sein, um dann das für sich Richtige zu finden.

Ganz wichtig für sie war die Meisterausbildung, von der sie meint, dass sie auch für den Friseurberuf unabdingbar ist. Schließlich sei ihr Beruf umfassender, als viele denken würden. Es sei sowohl Kreativität als auch mathematisches Wissen gefordert, sowohl Einfühlungsvermögen als auch handwerkliches Geschick. Aber vor allen Dingen müsse man seinen Beruf mit Liebe und Freude machen.

Das Lebensthema
Auch die bereits mit der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnete Christl Offner-Hofstetter musste sich immer wieder gegenüber Männern behaupten. Zunächst saß sie, die eigentlich lieber Innenarchitektin oder Opernsängerin geworden wäre, in der Technikerschule als einzige Frau mit 70 Jungs zusammen – und wollte deshalb nach dem ersten Tag bereits aufgeben.

Den Betrieb ihres Vaters, in dem Schreiner, Zimmerer, Trockenbauer und Maler Hand in Hand arbeiten, übernahm sie mit Anfang 40 – aber der Vater wollte eigentlich doch noch nicht loslassen. Sie studierte berufsbegleitend Betriebswirtschaft, aber der Mitarbeiter der Bank stufte den Betrieb dennoch unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass sie eine Frau sei, im Rating schlechter ein.

Inzwischen glaubt sie, ihr "Lebensthema" gefunden zu haben: Sie will und kann Menschen führen. Die geschäftsführende Gesellschafterin der Hofstetter GmbH hat es den Männern gezeigt – wohl auch, weil sie aus ihren Erfahrungen gelernt hat und weiß, dass nichts selbstverständlich ist.

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Die Regionale Demografie-Initiative der Handwerkskammer Reutlingen wird unter­stützt durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.

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Dr. Heike Spaderna-Klein
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