Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der F.A.Z. (links) und Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen (rechts).

12.01.2007

Wettbewerbsfähigkeit erhalten

[004/07] Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, hatte in seiner Begrüßungsrede anlässlich des Neujahrsempfangs von Handwerkskammer und IHK darauf hingewiesen, dass es bald nicht mehr nur um die immer wieder diskutierte Vereinbarkeit von Elternschaft und Beruf geht, sondern mehr noch um die Vereinbarkeit von Altersfürsorge und Familie und Beruf.

Es gehe vor allem nicht nur um die finanziellen Konsequenzen für jeden Einzelnen und die Gesellschaft, sondern um einen Wandel unseres Gesellschaftsbildes überhaupt.

Zunächst hatte er jedoch ausgeführt, dass sich das Geschäftsklima im Jahr 2006 wie seit Jahren nicht mehr verbessert habe. Auch weiterhin gingen die Betriebe von einer positiven Erwartungshaltung aus.

Allerdings sei zu befürchten, dass sich die Mehrwertsteuererhöhung gerade für das Handwerk zu einer schmerzhaften Konjunkturbremse entwickeln könne. Möhrle: „Dies bestärkt uns in unserer Forderung nach einer weiteren Verbesserung der steuerlichen Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen, um wenigstens im Handwerk, das von der Steueranpassung ganz besonders betroffen ist, die Nachteile - also die Konkurrenz durch Schwarzarbeit - in Grenzen zu halten. Denn die steuerliche Anrechenbarkeit von Handwerkerleistungen hat sich - zusammen genommen mit Vorzieheffekten im Hinblick auf die Mehrwertsteuererhöhung - ganz offensichtlich positiv ausgewirkt.“

Kritische Worte fand Möhrle für die Gesundheitsreform, die nicht nur für die Gesundheitshandwerke große Probleme mit sich bringen werde, die sogar nach seiner festen Überzeugung insgesamt ihr Ziel verfehle. „Die Beiträge steigen, es bleibt bei der Belastung der Löhne mit viel zu hohen Lohnzusatzkosten.“

Erfreulich sei, dass es auch im vergangenen Jahr gelungen sei, die vertraglichen Vereinbarungen des Ausbildungspaktes zwischen Wirtschaft und Bundesregierung nicht nur einzuhalten, sondern erneut zu übertreffen. Dafür dankte er allen Ausbildungsbetrieben in der Region noch einmal sehr herzlich.

Ein großes Problem sei jedoch nach wie vor die Ausbildungsreife vieler Schulabgänger. Viele der so genannten „praktisch begabten“ Jugendlichen seien oft gar nicht ausbildungsfähig und zählten zu jenen, die in der Vergangenheit als Ungelernte eine Hilfstätigkeit ausübten. Diese ungelernten Tätigkeiten würden jedoch immer mehr wegfallen.

Dennoch gelte es, die duale Ausbildung zu stabilisieren, die nach wie vor ein Garant für die Leistungsfähigkeit des Ausbildungssystems sei, das nicht untergraben werden dürfe.

Schließlich gehe es um die Leistungsfähigkeit und damit auch ihre Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksbetriebe, die nur über die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Inhaber zu gewährleisten sei.