Auf der Suche nach dem geeigneten Lehrling
Johannes Merkh und Ute Schweizer wollen ausbilden. Doch in der Vergangenheit passten Anforderungen und Bewerber häufig nicht zusammen. Die Folge: der Ausbildungsplatz in ihrem Pfullinger Metallbaubetrieb blieb mehrere Jahre unbesetzt. Als Bildungspartner dreier Schulen schlagen sie nun einen neuen Weg ein.
Mit dabei sind die Wilhelm-Hauff-Realschule, die Gerhart-Hauptmann-Schule und die Freie Evangelische Schule, die erstmals eine Bildungspartnerschaft mit einem Unternehmen eingegangen ist. Die Zusammenarbeit kam auf Vermittlung der Handwerkskammer Reutlingen zustande. „Azubi gewünscht“ heißt das Projekt, das Betriebe und Schulen zusammenbringen und Jugendlichen einen Einblick in das Handwerk geben soll. Rund 90 Partnerschaftsvereinbarungen wurden in den vergangenen 15 Monaten unterzeichnet.
Die Energie-Galerie GmbH & Co. KG hat sich auf die Planung und den Bau von Wintergärten und Fotovoltaikanlagen spezialisiert. Auf beiden Gebieten sind individuelle Beratung und ebenso eine hochwertige Umsetzung gefragt. Entsprechend abwechslungsreich gestalte sich der Arbeitsalltag, entsprechend hoch seien die Anforderungen und Erwartungen an Lehrstellenbewerber, betont Geschäftsführer Merkh. Der Metallbaumeister und Gebäudeenergieberater verbindet mit der Bildungspartnerschaft handfeste Ziele. „Wir wollen den passenden Auszubildenden finden.“
Kurzer Draht zum Chef
Die Wilhelm-Hauff-Realschule ist bereits als Bildungspartner aktiv und verfügt darüber hinaus über gewachsene Kontakte zu vielen Unternehmen, vor allem aus dem Handel und der Industrie. Die Kooperation mit einem Handwerksbetriebe ist für Konrektor Hans Batsching etwas Besonderes. „Wir tun uns als Schule mit mehr als 1000 Schülern schwer, kleinere Betriebe für eine längerfristige Zusammenarbeit zu gewinnen“, fasst Batsching seine Erfahrungen zusammen. Für Carola Rieger, Rektorin der Gerhart-Hauptmann-Schule, überwiegen trotz solcher Anlaufschwierigkeiten die Vorteile, vor allem in qualitativer Hinsicht. Die Wege seien kürzer als in Großbetrieben, die Partnerschaft komme schneller ins Laufen. Vom kurzen Draht zum Chef profitierten vor allem die Jugendlichen, so Rieger.
Allerdings habe das Handwerk ein Imageproblem. Gabi Bachschuster, an der Wilhelm-Hauff-Realschule für die Berufsorientierungsangebote zuständig, verweist auf die Vorbehalte vieler Erwachsener gegenüber Handwerksberufen. „Oft sind es die Eltern, die nicht wollen, dass ihre Kinder eine Ausbildung im Handwerk machen.“ Der Informationsstand der Jugendlichen sei häufig schlecht, stimmt Batsching zu: „Jugendliche wissen leider wenig über Berufsbilder, Ausbildungswege und Chancen im Handwerk.“
Auch dieses Problem haben Merkh und Schweizer fest im Blick. Sie wollen im Rahmen von Betriebsbesuchen, Praktika und Infoveranstaltungen nebenbei auch Imagepflege für das Handwerk betreiben. Neben der innovativen Technik und hochwertigen Produkten sei vor allem das Anforderungsprofil selbst das beste Argument. „Unsere Mitarbeiter sind nicht nur für einzelne Bearbeitungsschritte zuständig, sondern begleiten das komplette Projekt“, betont Schweizer. Gerade deshalb seien die Anforderungen im Handwerk oft höher als in anderen Berufen. „Wir suchen Leute, die Initiative zeigen und selbstständig arbeiten.“
Weitere Infos zum Projekt „Azubi gewünscht“ gibt es bei der Handwerkskammer Reutlingen, Michaela Lundt, Telefon 07121 -2412-270, E-Mail:michaela.lundt[at]hwk-reutlingen.de, www.hwk-reutlingen.de/bildungspartnerschaften.html.
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