Georg Haag, Yannik Benz und Lukas Müller in der Eutinger Werkstatt. Foto: Handwerkskammer

Auf der Nordtribüne des Westfalenstadions. Foto: pr

Der Bus des Nachwuchsteams der Schreinerei Pfeffer und der Bus der DFB-Elf. Foto: pr

02.05.2017

Auf ein Selfie mit Poldi

„Das war schon etwas Ungewöhnliches“, sagen Georg Haag, Yannik Benz und Lukas Müller. Schließlich haben die drei Auszubildenden der Schreinerei Willi Pfeffer nicht jeden Tag mit Modefotografie zu tun. Und wenn man als Fußballbegeisterter dann auch noch dabei sein kann, wenn die Nationalmannschaft in Szene gesetzt wird und im selben Hotel wie das Starensemble logiert – aber der Reihe nach.

Es war nicht das erste Projekt, dass Willi Pfeffer mit dem Modehersteller Hugo Boss, dem offiziellen Ausstatter der DFB-Elf, zusammenführte. Als er die Anfrage der Marketingabteilung, eine Kulisse für Fotoaufnahmen zu bauen, erhielt, dachte er spontan an drei seiner Auszubildenden. „Ich weiß, was sie können" sagt Pfeffer, der deshalb auch nicht zögerte, seinem Nachwuchsteam den kompletten Auftrag anzuvertrauen. Einzige Bedingung: „Sie müssen es sich zutrauen.“

U-Bahn-Ambiente und eine Planänderung

Georg Haag und Yannik Benz, beide im zweiten Ausbildungsjahr, sowie Lukas Müller, für den demnächst die Gesellenprüfung ansteht, trauten sich. Die Bildidee der Werber: die Nationalmannschaft soll die aktuelle DFB-Kollektion aus Metzingen in einem modernen U-Bahn-Ambiente präsentieren. Innerhalb von drei Wochen entstand in Eutingen eine acht Meter lange Konstruktion, die im Inneren mit Wagentüren, Fenstern, Sitzbänken und Haltestangen wie ein Waggon ausgestattet ist. Bei Fragen stand die Belegschaft zur Seite, ansonsten arbeitete das Trio vom CNC-Zuschnitt der einzelnen Komponenten über die Lackierung bis hin zum Aufbau selbständig.

In Einzelteile zerlegt wurde die Kulisse Mitte März nach Dortmund gebracht, um dort in einer Turnhalle aufgebaut zu werden. 500 Kilometer entfernt vom Betrieb auf Montage zu sein, das sei schon eine Herausforderung gewesen, meinen die drei Auszubildenden. „Ich wusste, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, finden sie sich zurecht“, betont Willi Pfeffer.

So kam es dann auch. Das fertige Set musste nämlich vor Ort geändert werden, weil die Fotografen sich die Kulisse etwas schmaler wünschten. Die drei Auszubildenden haben auch diese spontane Planänderung sauber und schnell umgesetzt. Ein wenig Termindruck sei schon spürbar gewesen, berichtet Lukas Müller. „Wir mussten am Abend alles erledigt haben, damit die Beleuchter ran können.“ Ansonsten ging es am Set nach Maßstäben eines Schreiners eher lässig zu: „Auf absolute Genauigkeit kam es nicht an. Wichtig war allein, ob die gewünschte Wirkung erzielt wird“, so Müller.

VIP-Status und einfach Fan im Stadion

Nach zwei Tagen Pause ging es wieder nach Dortmund. Diesmal zum Fotoshooting, dem die drei Azubis als VIP-Gäste beiwohnen konnten. Die legten ihre anfängliche Zurückhaltung recht schnell ab, was sich als richtige Entscheidung herausstellte, denn das gesamte Shooting dauerte gerade mal 15 Minuten. „Am Ende standen wir direkt hinter dem Fotografen“, erzählt Yannik Benz.

Reichlich Gelegenheit, Mats Hummels, Toni Kroos und die anderen Nationalspieler kennenzulernen, gab es dann später im Hotel, das die Mannschaft bezogen hatte und in dem auch die drei Jungs aus Eutingen untergebracht waren. Ein tolles Erlebnis, sind sich die Haag, Benz und Müller einig. Klar, dass auch Selfies gemacht wurden, etwa mit Teammanager Oliver Bierhoff und mit Lukas Podolski. Georg Haag freut sich als Fan über die Schnappschüsse, die auch in der Berufsschulklasse für Gesprächsstoff sorgen: „Viele sagen, die hätte ich auch gerne.“

Zum Abschluss ging es ins Westfalenstadion, wo die deutsche Elf England zum Testspiel empfing. Beeindruckend sei die Kulisse gewesen, meint Haag. Gemeinsam mit 60.000 Zuschauern genossen die drei Auszubildenden die Atmosphäre im größten Stadion des Landes. Am Ende stimmte alles: die Stimmung, das Spiel und auch das Ergebnis. Dass ausgerechnet Lukas Podolski bei seinem Abschiedsspiel das einzige Tor des Abends erzielte, passte ebenfalls perfekt.

Ein rundum gelungenes Projekt, meint Willi Pfeffer. Der Chef von 25 Mitarbeitern, darunter fünf Auszubildende, ist stolz auf sein Nachwuchsteam. „Man muss Anreize setzen und Auszubildenden etwas zutrauen“, fasst er sein Konzept zusammen. Dies sei entscheidend für die fachliche und persönliche Entwicklung jedes Einzelnen. Vorbilder im Betrieb gibt es genügend. Junggesellen aus der Schreinerei Willi Pfeffer gehören regelmäßig zu den Innungs- und Kammersiegern.