Auslandspraktikum: Vier Wochen frisieren in Irland
Friseur-Azubi Luis Wälde aus Freudenstadt absolvierte ein Auslandpraktikum in Tralee, Irland und erlebte dort eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Die Coronapandemie hat Auslandsaufenthalte für Auszubildende im zweiten Jahr in Folge schwierig gestaltet. Dennoch ermöglichte das Projekt Go.for.europe in diesem Herbst 33 Auszubildenden aus dem Handwerk Praktika in Irland, Spanien, Finnland oder Italien.
Einer von ihnen war Luis Wälde aus Freudenstadt. Der 17-jährige Friseur-Azubi durfte in Irland ein vierwöchiges Praktikum in einem Friseurbetrieb absolvieren.
Quirliges Städtchen aus dem 13. Jahrhundert
Am 31. Oktober ging es für Luis los. Der Flug nach Dublin dauerte knapp eineinhalb Stunden, danach folgte eine vierstündige Busfahrt nach Tralee, das im Herzen der Grafschaft Kerry liegt. „Obwohl in Tralee rund 20.000 Einwohner leben, erinnert das Idyll mehr an ein großes, trubeliges Dorf als an eine Stadt. Das liegt auch an der Herzlichkeit der Einwohner und an der fantastischen Natur, die Tralee umgibt. Denn die Stadt ist nicht nur friedlich zwischen dem Atlantik und den Slieve Mish Mountains eingebettet. Sie gilt auch als Tor zur wunderschönen Dingle Halbinsel“, so Luis’ Eindruck seiner Heimat auf Zeit. In Tralee angekommen wurde er von seiner Gastfamilie abgeholt. In der ersten Woche war Schule angesagt, von 9.30 bis 13.00 Uhr büffelte Luis in der Celtic School of English, die Nachmittage und die Wochenenden waren für Stadttouren, Ausflüge oder Besichtigungen reserviert. In der zweiten Woche durfte der Freudenstädter dann endlich sein eigentliches Praktikum beginnen.
Patricks The Hair Company
„Täglich ab 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr stand ich im Salon der Familie Patrick“, berichtet Luis Wälde. „Mit seinen zehn Angestellten gehört das Familienunternehmen zu den größeren Friseurbetrieben in Tralee.“ Und mit Familienunternehmen kennt der 17-Jährige sich aus, seine Eltern besitzen in Freudenstadt einen Friseursalon in dem beide arbeiten. Da Luis bereits im dritten Lehrjahr ist, durfte er im Praktikum auch zeigen, was er alles drauf hat. „Waschen, schneiden, föhnen waren an der Tagesordnung. Das unterschied sich nicht von meinem Arbeitsalltag in Deutschland“, so der Friseur-Azubi. „Was grundsätzlich anders war, war die entspannte Arbeitsatmosphäre. Auch wurden weniger Kundinnen und Kunden am Tag bedient, so dass pro Kunde viel mehr Zeit und Muße blieb als in Deutschland.“ Was die Haarschnitte anginge, seien die Iren eher „bodenständiger“ unterwegs, so Luis. Traditionelle Haarschnitte stünden an der Tagesordnung.
Praktikum unter erschwerten Bedingungen
Ab Mitte Oktober war in Irland noch vieles möglich – vom Pubbesuch bis zum Tagesausflug am Wochenende, allerdings änderte sich die Situation kurz vor der Heimreise genauso schnell wieder: Ohne lange Vorwarnung gab es wieder strikte Quarantäneverordnungen, Maskenregelungen und Ausgangsbeschränkungen. Trotzdem brachte der angehende Friseur Luis sein Praktikum erfolgreich zu Ende und konnte wieder sicher nach Deutschland einreisen.
Über Go.for.europe
Auslandspraktika tragen dazu bei, die duale Ausbildung attraktiver und konkurrenzfähiger zu machen. Angesichts des Fachkräftemangels ist das unerlässlich. Deshalb wird es auch 2022 wieder handwerkliche Auslandspraktika in Irland, Spanien und Finnland geben. Neu dabei im Programm ist dann Österreich. Auch für diejenigen, die aufgrund der Pandemie während ihrer Ausbildung auf interkulturelle Erfahrungen verzichten mussten, gibt es Möglichkeiten, als Geselle ins Ausland zu gehen: Die vom Landeswirtschaftsministerium geförderte Servicestelle Go.for.europe berät auch zu Auslandspraktika im ersten Jahr nach Abschluss der Ausbildung. Darüber hinaus gibt es für junge Handwerker, die bereits länger ausgelernt haben das Stipendium für Berufseinsteiger der Baden-Württemberg-Stiftung sowie das Projekt WELT-WALZ der Deutschen Gesellschaft für Internationale Berufsbildungszusammenarbeit. Weitere Informationen sowie Termine für das Frühjahr 2022 gibt es unter www.goforeurope.de.