Für die Ausbaubetriebe in der Region läuft es weiterhin rund. 60 Prozent der Betriebe waren mit dem Geschäftslage im abgelaufenen Quartal zufrieden. Foto: AMH

27.04.2021

Das Handwerk bleibt zuversichtlich

Nach einem schwierigen Jahresauftakt setzen die Handwerksbetriebe in der Region ihre Hoffnungen auf das zweite Quartal. Laut der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen erwarten 41 Prozent der Betriebe eine bessere Geschäftslage in den nächsten Wochen. Die optimistische Prognose teilen alle Branchen.

Die Stimmung im Handwerk hatte zuletzt einen deutlichen Dämpfer erhalten. Jeder vierte Betrieb in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr eine schlechtere Geschäftslage. Die Note „gut“ vergaben 43,6 Prozent der Befragten. Zwölf Monate zuvor hatten sich noch knapp 60 Prozent zufrieden geäußert.

Der an sich bewährte Vergleich von Konjunkturdaten über den Zeitraum von zwölf Monaten sei in diesem von den Corona-Maßnahmen geprägten Jahr nur eingeschränkt aussagefähig, betont Präsident Harald Herrmann. „Die Befragung vor einem Jahr fand Mitte März kurz nach Beginn des ersten Lockdowns statt. Heuer ist die Situation vollkommen anders. Während die meisten Branchen durcharbeiten konnten und damit glimpflich durch die Corona-Krise gekommen sind, hat das Arbeitsjahr 2021 für unsere von Schließung unmittelbar betroffenen 1.000 Friseurbetriebe und 700 Kosmetikerbetriebe praktisch erst am 1. März begonnen.“

25,5 Prozent der Betriebe meldeten für das Winterquartal mehr Aufträge und Bestellungen, 36,7 Prozent verzeichneten Rückgänge. Während die Bau- und Ausbaubetriebe mit 18 bzw. 12,6 Wochen unverändert über gut gefüllte Auftragsbücher verfügen, ist der Bestand im Kfz-Gewerbe im Vergleich zum Vorjahresquartal von gut vier Wochen auf mittlerweile eineinhalb Wochen gesunken. Hingegen konnten die Gewerblichen Zulieferer ihr Auftragspolster um rund 2,5 Wochen auf nunmehr 9,2 Wochen aufstocken.

Der Auftragsrückgang schlägt sich in einer geringeren Auslastung nieder. Der Anteil der Betriebe, die ihre technischen und personellen Ressourcen nur bis zu maximal 60 Prozent nutzen können, liegt bei 35 Prozent. Zwölf Monate zuvor waren es 20 Prozent. Auch in diesem Punkt weist die Umfrage eine enorme Spreizung zwischen den Branchen aus: 44 Prozent der Unternehmen des Bauhauptgewerbes meldeten eine Auslastung von mindestens 90 Prozent, jeder achte Betrieb ging über die 100-Prozent-Marke hinaus. Noch etwas darüber liegen die Stuckateure, Maler- und Lackierer und Elektrotechniker, von denen jeder zweite seine Kapazitäten nahezu komplett auslasten konnte.

Etwas zurückgefahren wurden die Investitionen. 30 Prozent der Handwerksbetriebe gaben an, die Ausgaben in den zurückliegenden Monaten reduziert zu haben (Vorjahresquartal: 22,9 Prozent). Höhere Investitionen meldeten 15 Prozent (Vorjahresquartal: 19,1 Prozent). Daran dürfte sich im Frühjahr wenig ändern. Zwei Drittel der Befragten, die Anschaffungen planen, möchten dies mit einem unveränderten Budget tun.

Alle Branchen beurteilten die Geschäftslage des ersten Quartals schlechter als im Vorjahr. Besonders stark fällt der Einbruch im Nahrungsmittelhandwerk (-51,3 Punkte) und in der Gruppe der Persönlichen Dienstleistungen (-82,1 Punkte) aus. Der Lageindikator der Handwerkskammer Reutlingen beträgt plus 17,1 Punkte (Vorjahresquartal: plus 42,3 Punkte).

Trotz des durchwachsenen Quartals geht das regionale Handwerk zuversichtlich in die nächsten Wochen. 44 Prozent der Befragten erwarten eine anziehende Nachfrage, 54 Prozent höhere Umsätze. Mit der saisonal üblichen Frühjahrsbelebung rechnen die Kfz-Werkstätten und Autohäuser. Auch die Gewerblichen Zulieferer sowie die Bau- und Ausbaubetriebe geben eine optimistische Prognose ab.

„Die Betriebe gehen davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist und die wirtschaftliche Erholung nun langsam an Fahrt gewinnt. Diese Zuversicht ist nicht zuletzt getragen von der Hoffnung, dass wir mit den Impfungen vorankommen und schon bald dauerhafte Lockerungen möglich werden“, fasst Herrmann zusammen. Die Unsicherheit sei dennoch groß. „Sollte es statt vorsichtigen Lockerungen zu weiteren Verschärfungen kommen, kann es schnell richtig düster werden. Denn in vielen Bereichen sind die Reserven aufgebraucht“, so Herrmann.

Die 13.500 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von 10,3 Milliarden Euro, beschäftigen über 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.500 junge Menschen aus.

Den detaillierten Konjunkturbericht finden Sie unter www.hwk-reutlingen.de/konjunktur.