„Das ist schon etwas Einmaliges“ - Kadir Unzunsakaloglu ist Deutschlands bester Jungstuckateur
Vermutlich liegt das Talent in der Familie. Kadir Unzunsakagoglus älterer Bruder Nurullah hat nämlich ebenfalls Stuckateur gelernt und den Jüngeren dazu überredet, es ihm gleich zu tun. Kadir, ursprünglich eher an Metallberufen interessiert, hat diesen Schritt nicht bereut. Seine Lehre schloss er im Sommer mit der Note 1,6 ab und qualifizierte sich für den Leistungswettbewerb der Handwerksjugend. Seither ging es Schlag auf Schlag. Nach Siegen auf Kammer- und Landesebene belegte der 21-Jährige Ammerbucher auch beim Bundesentscheid den ersten Platz.
Sechs Landessieger traten an zwei Tagen in Bad Segeberg an, um den Besten ihres Fachs in Deutschland zu ermitteln. Für die beiden Aufgaben, eine Schale und ein in Sgraffito-Technik gestaltetes Stadtwappen, standen jeweils acht Stunden zur Verfügung.
Ein außergewöhnliches Programm, bei dem der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielte. Drei Teilnehmern gelang es nicht, Schablonen und Schale im vorgegebenen Rahmen fertigzustellen. Kadir wählte eine andere Herangehensweise als seine Mitstreiter, sparte sich einen Arbeitsgang und viel Zeit. Die Freude über seinen Coup ist ihm noch immer anzusehen. „Die Aufgaben waren anspruchsvoll, weil im Alltag andere Arbeiten im Vordergrund stehen“, betont Kadir.
Engagierte Ausbilder
„Eine solche Auszeichnung ist für jeden Betrieb etwas Besonderes“, sagt Volkmar Bahlinger, Geschäftsführer der Firma Göhring in Unterjesingen. Vorrangiges Ausbildungsziel sei es, qualifizierten Nachwuchs für das Unternehmen heranzuziehen. Die letzten vier Lehrlinge konnten übernommen werden. Bahlinger achtet darauf, dass sich der Nachwuchs mit sämtlichen Techniken des Stuckateurhandwerks vertraut machen kann. Was der Betrieb selbst nicht bieten kann, vermitteln Lehrgänge im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum in Leonberg. Mit Erfolg: Christina Dischner, die erste Frau, die im Betrieb ausgebildet wurde, schloss ihre Lehre 2010 als Innungsbeste und hinter Kadir als zweite Kammersiegerin ab.
Nicht nur das zwölfköpfige Team ist stolz auf „seinen“ Bundessieger. Ganz Unterjesingen freut sich und empfing Kadir bei seiner Rückkehr aus Bad Segeberg mit einem Transparent am Ortseingang. Auch Kunden seien aufmerksam geworden, berichtet Kadir. Der Wunsch „Ich will, dass der Bundessieger den Auftrag ausführt“ wird vermutlich noch öfter geäußert werden.
Kadir genießt den Zuspruch: „Das ist schon etwas Einmaliges.“ Der Titel stärke das Selbstbewusstsein und sei überhaupt eine „große Bestätigung“. In Sachen Wettbewerbe geht es nächstes Jahr weiter. Dann messen sich die Bundessieger der Jahre 2010 und 2011, um den Teilnehmer an der Europameisterschaft 2012 zu ermitteln. In jedem Fall möchte Kadir erst einmal Berufserfahrung sammeln und sich dann um seine Qualifikation kümmern. Ob Meister oder Bautechniker, das stehe noch nicht fest.
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