17.07.2013

Die Rekordjagd ist erst einmal vorüber

Nicht nur der Frühling kam in diesem Jahr zögerlich in Schwung, auch der saisonale Aufschwung im Handwerk fiel heuer verhaltener aus. „Das abgelaufene Quartal hat nicht alle Erwartungen erfüllt“, kommentierte Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage. An der positiven Grundstimmung hat sich indes nichts geändert: vier von fünf Betrieben rechnen mit einer besseren oder zumindest stabilen Auftragslage.

Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb beurteilte die Geschäftslage im zweiten Quartal 2013 mit der Note „gut“. Sechs von zehn Betrieben gehen optimistisch in die Sommermonate. Jeder zehnte Betrieb äußerte sich unzufrieden oder pessimistisch. Der Konjunkturindikator der Handwerkskammer, der Lagebeurteilungen und Erwartungen in einer Kennzahl zusammenfasst, beträgt 45,0 Punkte. Vor zwölf Monaten wurde mit 54,7 Punkten ein historischer Höchststand ausgewiesen.

Stabile Nachfrage

Die Auftragsbücher sind nach wie vor ordentlich gefüllt. Jeder dritte Betrieb verbuchte in den vergangenen drei Monaten einen höheren Eingang an Bestellungen. Das Gros der Handwerker erwartet, dass dieses Niveau gehalten werden kann. Rund 60 Prozent rechnen mit einer stabilen Auftragslage, jeder fünfte Betrieb hält einen Zuwachs für wahrscheinlich.

Der durchschnittliche Auftragsbestand beträgt zurzeit rund achteinhalb Wochen, rund eine Woche mehr als vor zwölf Monaten. Kammerchef Eisert führt dieses Auftragspolster nicht zuletzt auf den langen Winter zurück: „Viele Aufträge auf dem Bau, die witterungsbedingt liegen geblieben sind, werden nun nach und nach abgearbeitet.“ Den höchsten Bestand meldeten die Handwerker aus dem Landkreis Reutlingen. Sie liegen mit rund neuneinhalb Wochen deutlich vor ihren Kollegen aus den Landkreisen Freudenstadt und Tübingen, die über Bestände von jeweils knapp acht Wochen verfügen. In den Landkreisen Sigmaringen und im Zollernalbkreis sind es rund 7,3 Wochen.

Auf dem Bau brummt’s

Die Mehrzahl der Handwerksgruppen bewertet die aktuelle Geschäftslage schlechter als noch vor zwölf Monaten. Anders das Bauhauptgewerbe. Die Maurer, Zimmerer und Dachdecker erreichen nicht nur den mit Abstand höchsten Zufriedenheitswert aller Branchen, sie legen auch im Jahresvergleich nochmals deutlich zu. Ebenfalls über dem Kammerdurchschnitt liegen die Stuckateure und Malerbetriebe. Umsatzschwerpunkte sind nach wie vor die Wohnungsmodernisierung und energetische Sanierungen.

Die Hoffnungen der gewerblichen Zulieferer auf eine nachhaltige Frühjahrsbelebung haben sich nicht erfüllt. Nur jeder vierte Metall- und Elektrobetrieb konnte ein Auftragsplus verzeichnen. Vor drei Monaten hatte die Hälfte der befragten Betriebe mit einer anziehenden Nachfrage aus Industrie und Gewerbe gerechnet. Entsprechend verhalten fällt der Ausblick auf den Sommer aus. Dies gilt auch für die Autohäuser und Werkstätten. Jeder vierte Betrieb im Kfz-Gewerbe rechnet mit rückläufigen Auftragseingängen.

Dass die Handwerker überwiegend zuversichtlich sind, zeigt ein anderer Teil der Umfrage. Jeder achte Betrieb will seinen Personalbestand aufstocken. Eisert: „Aller Voraussicht nach werden die Handwerksbetriebe in den kommenden Wochen neue Arbeitsplätze schaffen.“