Petra Erler: „Ziel ist es an der „Weltspitze“ der ökonomischen Mächte mitzuspielen.“

22.11.2007

EU-Spitzenbeamtin Petra Erler auf der Meisterfeier

Brüssel ist gar nicht so weit weg. Auf der Meisterfeier der Handwerkskammer Reutlingen war Brüssel sogar ganz nah – so nah wie selten. Denn mit Dr. Petra Erler war „die deutsche Fachfrau in Europafragen“, wie Handwerkskammerpräsident Joachim Möhrle sagte, in die Reutlinger Friedrich-List-Halle gekommen.

Als Kabinettschefin im Kabinett von EU-Kommissar Günter Verheugen gestaltet Erler Europapolitik wesentlich mit – ihre wichtigste Botschaft an die jungen Meisterinnen und Meister: „Wir wollen Euch das Leben so einfach wie möglich machen.“

Das erklärte Ziel der EU sei es, an der „Weltspitze“ der ökonomischen Mächte mitzuspielen. Dazu müsse man konsequent auf die eigenen Stärken setzen wie zum Beispiel den großen Binnenmarkt. „Aber unser eigentliches Pfund, das sind Sie: unsere Handwerker, unser Mittelstand.“

Förderung
Der Mittelstand in Europa zähle 23 Millionen Unternehmen, neun von zehn Arbeitsplätzen seien in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu finden, wo auch die Produkte von Morgen entstünden. „Die Förderung von KMU steht bei uns hoch oben auf der Agenda“, sagte Erler, räumte aber auch ein, dass in der Vergangenheit allzu oft eine Politik betrieben worden sei, die ihre Versprechen nicht eingelöst habe.

Das solle sich ändern. „Im nächsten Halbjahr werden wir noch ein Paket zur Förderung von kleinen und mittleren Unternehmen vorlegen“, versprach Erler; ein Paket, das die kleinen und mittleren Unternehmen von Bürokratie entlasten – so soll die administrative Kostenbelastung von Unternehmen bis 2012 um 25 Prozent gesenkt werden -, ihnen die Nutzung von öffentlichen Aufträgen und den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern soll. Ein weiteres wichtiges Thema sei die weitere Reduzierung der Mehrwertssteuersätze für Dienstleistungen des Mittelstands, sagte Erler.

Entrümpeln
Bereits in der Mache ist das Projekt, Unternehmensgründungen innerhalb von sieben Tagen zu ermöglichen und Gründungswilligen zentrale Anlaufstellen anzubieten – ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist übrigens das Starter Center der Handwerkskammer Reutlingen, das Existenzgründer berät und die nötigen Formalitäten in einem Aufwasch erledigt. Zudem wolle man das alte Recht entrümpeln, die Einstellung des ersten Mitarbeiters erleichtern, Unternehmensübertragungen vereinfachen und über eine früh einsetzende „Erziehung zum Unternehmertum“ dafür sorgen, dass es auch Nachfolger für die zu übergebenden Unternehmen gibt.

Eine stattliche Liste also, die sich die EU vorgenommen hat. Offensichtlich wähnt sich die EU auf einem guten Weg, denn man werde in Kürze eine positive Zwischenbilanz der „Partnerschaft für Wachstum und Beschäftigung“ ziehen, verriet Erler.

Aber: Zur Umsetzung all der Pläne brauche man die Mitgliedsstaaten, die wieder mehr auf nationaler Ebene regeln sollen. „Auf EU-Ebene dauert es vier Jahre, bis ein Fehler behoben werden kann. So viel Zeit haben wir nicht, wenn es um Arbeitsplätze geht.“ Hinter der Lissabon-Strategie stehe schließlich das erklärte Ziel, so Erler, den Mensche eine Chance auf Zukunft zu geben.