Die Berufs- und Ausbildungsmesse in Münsingen, hier der Stand der Bäckerei BeckaBeck aus Römerstein, war gut besucht. Foto: Maria Bloching

19.10.2023

Fachkräfte von morgen gesucht

58 Unternehmen aus der Region präsentierten sich bei der mittlerweile 3. Berufs- und Ausbildungsmesse der Stadt Münsingen. Rund 700 Besucher informierten sich und stellten erste Kontakte her.

In allen Unternehmensbereichen fehlt Fachpersonal. Betriebe bilden deshalb gerne selbst aus, doch oft mangelt es an Bewerbern. „In diesem Jahr konnten wir nur einen Auszubildenden einstellen, sonst hatten wir immer zwei bis drei pro Ausbildungsjahr“, erzählte Zimmermeisterin Kerstin Krohmer von Krohmer Holzbau. Sie sprach von einer guten Auftragslage, man suche Auszubildende und Gesellen. Diese Messe sei eine gute Gelegenheit, sich zu präsentieren. Der 15-jährige Finn hat gleich seine Chance genutzt und sich ein Praktikum bei Krohmer gesichert.

Die Firma Genkinger hatte in den letzten Jahren nie Probleme, Auszubildende für sich zu gewinnen. Vier bis fünf Lehrlinge waren es pro Jahr, die sich als Industriemechaniker, Mechatroniker, Technischer Produktdesigner, Fachkraft für Lagerlogistik oder Industriekaufmann ausbilden ließen. Trotzdem, so weiß der Technische Ausbilder Tevfik Yilmaz, müsse – unter anderem auf Social Media - stetig geworben werden. „Unser Problem ist, dass viele nach der Ausbildung die Meister- und Technikerschule besuchen und unserem Betrieb verloren gehen“.

Eine Bewerbung pro Jahr

Kleine Handwerksbetriebe wie Hoch- und Tiefbau Ludwig Brändle in Münsingen haben es deutlich schwerer als große Unternehmen. „Dieses Jahr hatten wir nur eine Anfrage auf eine Lehrstelle und die kam nach dem offiziellen Beginn der Ausbildungszeit“, bedauerte Daniel Brändle. Der Maurerberuf sei für junge Leute wenig attraktiv, obwohl der Verdienst während der Ausbildung sehr gut ist. „Viele wollen sich die Hände beim Stein auf Stein nicht mehr schmutzig machen. Wir haben einen schweren Stand gegen die Industrie“. Anfragen für ein Praktikum gingen bei ihm während der Messe trotzdem ein. „Das ist wichtig. Man kann sich gegenseitig kennenlernen und die Jugendlichen sehen schnell, ob dieser Beruf ihr Ding ist oder nicht“.

Wie vielseitig der Schreinerberuf ist, machte Michael Mayer von der Werkstätte Mayer in Buttenhausen deutlich. Dieses Jahr konnte zwar ein Auszubildender eingestellt werden, er sei aber auch der einzige Bewerber gewesen. „Wir machen regelmäßig bei dieser Messe mit, um uns zu präsentieren, sowie um unsere Verbundenheit mit der Region unter Beweis zu stellen“.

Eltern raten häufig vom Handwerk ab

Auch bei SchwörerHaus in Oberstetten mit insgesamt 18 Berufszweigen wurden zehn Auszubildende weniger eingestellt als in den Vorjahren. „Es fehlt an allen Ecken und Enden“, berichtete Ausbildungsleiterin Bianca Loock-Hummel. An erster Stelle entscheide sich ein junger Mensch zunächst für einen Beruf, an zweiter Stelle für einen Betrieb. Oft sei weniger die Ausbildungsqualität als das Ausbildungsgehalt entscheidend. „Geld spielt heute eine viel größere Rolle als noch vor fünf Jahren“. Auch Eltern hätten einen großen Einfluss, häufig würden sie von einem Handwerksberuf abraten. Dabei, so Loock-Hummel, gebe es keine guten oder schlechten Berufe, sondern nur solche, die zum jeweiligen jungen Menschen passen oder nicht.

Auch bei SchwörerHaus in Oberstetten mit insgesamt 18 Berufszweigen wurden zehn Auszubildende weniger eingestellt als in den Vorjahren. „Es fehlt an allen Ecken und Enden“, berichtete Ausbildungsleiterin Bianca Loock-Hummel. An erster Stelle entscheide sich ein junger Mensch zunächst für einen Beruf, an zweiter Stelle für einen Betrieb. Oft sei weniger die Ausbildungsqualität als das Ausbildungsgehalt entscheidend. „Geld spielt heute eine viel größere Rolle als noch vor fünf Jahren“. Auch Eltern hätten einen großen Einfluss, häufig würden sie von einem Handwerksberuf abraten. Dabei, so Loock-Hummel, gebe es keine guten oder schlechten Berufe, sondern nur solche, die zum jeweiligen jungen Menschen passen oder nicht.

Diese Erfahrung hat auch die 15-jährige Realschülerin Lea gemacht. Sie interessiert sich für ein Handwerk, will Zimmerin werden. Das aber können sich ihre Eltern nicht vorstellen. Deshalb absolviert sie nach ihrer 10. Klasse erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr und hofft anschließend auf eine Ausbildung bei einer Zimmerei. „Büro ist nichts für mich, das ist mir zu langweilig“. Rund ein Drittel seiner Schüler, so Realschulrektor Andreas Bosch, gehen nach der Schule in die Ausbildung. Er hat den Eindruck, dass das Handwerk dabei wieder eine größere Rolle spielt als noch vor einigen Jahren.

Bei der Bäckerei BeckaBeck wird ein gesteigertes Interesse bisher nicht wahrgenommen. Hier wird in allen Bereichen gesucht, vor allem fehlt es im Verkauf. In diesem Jahr wurden drei neue Bäckerlehrlinge und zwei Auszubildende im Verkauf eingestellt, zehn mehr hätten es gerne sein können. Vor allem die Arbeitszeiten und das geringe Gehalt schrecken ab. Nachfragen nach einem Minijob gingen bei der Messe jedoch viele ein.