Heinz Sieber stellt Joachim Möhrle, Siegfried Dreger, Joachim Eisert und Ralf Bohnet (v.l.n.r.) seinen Baubetrieb vor.

Seniorchef Erich Pfau, Joachim Eisert, Joachim Möhrle, Frank Pfau (v.l.n.r.) und jede Menge Schinken.

Jörg Braun (links) erklärt Handwerkskammerpräsident Joachim Möhrle, wie sein Betrieb organisiert ist.

Hauptgeschäftsführer Joachim Eisert und Präsident Joachim Möhrle im Gespräch mit Michael Klumpp (v.l.n.r.). Er arbeitet hauptsächlich für Kunden im Ausland.

06.09.2007

Fit für die Zukunft

Schwarzwald, das klingt nach Urlaub. Für Joachim Möhrle, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, und Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert war ihr Besuch im Landkreis Freudenstadt trotzdem keine Entspannungsreise – aber dafür umso spannender.

Bei ihrer zweiten Kreisbereisung besuchten sie gemeinsam mit Kreishandwerksmeister Ralf Bohnet und Siegfried Dreger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Freudenstadt, vier Handwerksbetriebe und informierten sich vor Ort, was die Handwerker beschäftigt. Klar wurde auf der Reise vor allem eines: Wer flexibel und mit guten Ideen auf veränderte Anforderungen reagiert, stellt sich gut für die Zukunft auf. Das gilt zum Beispiel für die Eugen Sieber GmbH in Horb-Dettingen, ein Bauunternehmen mit viel Tradition – und Mut zu neuen Ideen. So hat Sieber für seine Mitarbeiter schon vor 25 Jahren ein Arbeitszeitkonto eingeführt, um zu verhindern, dass seine Angestellten in den Wintermonaten ohne Geld dasitzen.

Erst Praktikum, dann Lehre

35 feste Mitarbeiter, Aushilfen und derzeit vier Auszubildende beschäftigt das Familienunternehmen. Auszubildende in spe machen bei Sieber grundsätzlich ein Praktikum, bevor sie ihre Lehre beginnen – „das hat sich für uns sehr bewährt“, sagt der Chef. Seine Mitarbeiter fahren für Aufträge oft auch bis nach Stuttgart .„Hier in der Region gibt es einfach zu wenig“. Gerade der Markt für Wohnungsbau stagniere, sagt Sieber. Das könne sein Unternehmen aber mit Kunden aus der Industrie kompensieren. Bauaufträge der öffentlichen Hand hingegen litten häufig an einem gravierenden Problem: „Da muss man immer der Billigste sein“ (siehe dazu auch Artikel „Steuererhöhungsorgie hat Spuren hinterlassen“).

Und was ist nun das Geheimnis des Erfolgs? Für Sieber ganz klar: Logistik und Organisation müssen stimmen – und flexibel muss man sein. Um am Markt zu bleiben, hat sein Unternehmen auch Bereiche nach außen abgegeben. „Manchmal bleibt einem eben nichts anderes übrig.“

Auch die Pfau GmbH in Pfalzgrafenweiler-Herzogsweiler setzt auf traditionelle Qualität und clevere Strategien. Der Hersteller von Räucherspezialitäten beliefert die besten Restaurants in Deutschland, darunter die Traube Tonbach. Und das Unternehmen ist selbst ein Touristenziel im Schwarzwald. „Daran haben wir schwer gearbeitet“, sagt Chef Frank Pfau, der den Betrieb vor mehr als zehn Jahren von seinen Eltern übernommen hat.

Touristenattraktion

10 000 Touristen besichtigen jährlich den Betrieb. Was sie dort kennen lernen, ist Handwerkskunst alter Schule. Pfau, seine acht Mitarbeiter und ein Lehrling räuchern noch traditionell. Und sie wissen, wo ihr Fleisch herkommt: Es wird nur von ausgewählten Bauern gekauft. Die Kunden wissen es zu schätzen. Und das in einer Zeit, in der Verbraucher immer weniger Geld für Lebensmittel ausgeben und dafür mit Chemie behandelte Ware in Kauf nehmen. „Davon heben wir uns deutlich ab.“

Mit Erfolg: Pfau hat es sogar in den Schwarzwald-Reiseführer von Marco Polo geschafft. Und seine berühmten Spezialitäten – etwa 100 Sorten Wurst hat er im Sortiment – werden weit über den Schwarzwald hinaus genossen: Der Handel über das Internet boomt bei Pfau. Weit über den Schwarzwald hinaus: Diese Beschreibung trifft ganz besonders auch auf die Michael Klumpp GmbH & Co. zu: Der Schreinerbetrieb arbeitet zu 70 Prozent im oder für das Ausland. „In Deutschland zählt nur noch der Preis, im Ausland ist der Preiskampf lange nicht so ausgeprägt“, sagt Chef Michael Klumpp. Seine hochwertigen Innenausbauten zieren Hotels und Villen in der Slowakei und der Türkei ebenso wie in Paris und Genf.

In seinem Betrieb in Baiersbronn-Schwarzenberg beschäftigt er 30 Mitarbeiter, in der Niederlassung in Polen sind es 50. Sie alle haben gut zu tun, die Auftragsbücher sind voll. Klumpp hat derzeit zwei Lehrlinge und sucht händeringend noch Schreiner, um sein Team zu verstärken. Englisch müssten sie allerdings können – bei so viel Jobs im Ausland. Um öffentliche Aufträge bemüht Klumpp sich übrigens nicht – „schon lang nicht mehr“.

Auch die Gottfried Braun GmbH in Baiersbronn „sortiert stark aus“, was Aufträge der öffentlichen Hand betrifft, wie Jörg Braun sagt, der gemeinsam mit Vater Gottfried die Geschicke des Heizung-, Lüftung- und Sanitärunternehmens lenkt. „Öffentliche Vergabe ist oft wie eine Lotterie.“ Dafür hat das Unternehmen mit seinen 65 Mitarbeitern und zehn Azubis viel Kundschaft in der Industrie, für die Braun auch weite Wege fährt. Wichtige Kunden sitzen aber auch vor Ort: Braun betreut Häuser der Spitzengastronomie wie die Traube oder das Bareiss.

Zukunftsthema Energie

Für die Zukunft erwartet Braun, dass erneuerbare Energien an Bedeutung gewinnen. „Energie wird das kostbarste Gut der Zukunft sein.“ Anfragen zu alternativen Heizmethoden zum Beispiel bekomme er schon heute viele, aber noch seien wenige bereit, auch tatsächlich zu investieren, trotz Förderprogrammen des Staates. „Die Kunden müssen von der Sache überzeugt sein“, sagt Braun. Sein Betrieb ist auf jeden Fall heute schon bereit.