Gefahrstoffe sicher lagern und transportieren
In fast allen Handwerksbetrieben werden täglich Gefahrstoffe verwendet. Diese umfassen weit mehr als Lacke oder Lösemittel in einem Lackierbetrieb. Auch im Lebensmittelhandwerk kommen Gefahrstoffe zum Einsatz. In einer Bäckerei beispielsweise kommt neben Reinigungschemikalien auch Natronlauge zum Einsatz, die unseren Brezeln den charakteristischen Geschmack verleiht.
Die gesetzlichen Verpflichtungen zum Schutz der Mitarbeiter und der Umwelt beim Umgang mit Gefahrstoffen sind in Handwerksbetrieben allerdings oft nur unzureichend bekannt. Daher ging es Mitte Oktober in der Handwerkskammer Reutlingen für interessierte Handwerker rund um das Thema Lagerung und Transport von Gefahrstoffen. Immer wieder kommt es durch unsachgemäße Lagerung oder Transport von Gefahrstoffen zu Bränden, Explosionen, Boden- und Gewässerverunreinigungen, bei denen im schlimmsten Fall auch Personen zu Schaden kommen.
Zugegeben: In Handwerksbetrieben sind die meisten Gefahrstoffe in kleinen Gebinden, wie Spraydosen oder Kanistern, enthalten. Dennoch können auch hiervon Gefahren für Mitarbeiter und Umwelt ausgehen, wenn Gefahrenstoffe freigesetzt werden.
Ines Bonnaire, Abteilungsleiterin der Umweltberatung bei der Handwerkskammer Reutlingen, wies in ihrer Einführung darauf hin, dass beim Transport von Gefahrstoffen – für Arbeiten bei Kunden oder auf Baustellen – auch Regelungen des Transportrechts gelten.
Markus Pape-Herdrich, Polizeihauptkommissar bei der Wasserschutzpolizeistation in Stuttgart machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Regelungen des Gefahrgutrechts für die Handwerker nicht anzuwenden sind. Sie profitieren von einer Ausnahme im Gefahrgutrecht. Allerdings gilt das nur, wenn die Ladung ordnungsgemäß gesichert ist. Hier sind sich Polizei und Handwerker nicht immer einig. „Da prallen oft Welten aufeinander“, so Pape-Herdrich aus seiner Erfahrung bei Verkehrskontrollen.
„Kein Mensch lässt sich gern kontrollieren – Handwerker unter Zeitdruck schon gar nicht.“ Der Ordnungshüter zog den Vergleich einer alltäglichen Situation an einem Samstag auf dem Parkplatz von Ikea. Jeder wisse aus eigener Erfahrung, was sich da in Sachen Transport abspiele. „Als Privatmenschen in unserer Freizeit machen wir uns darüber wenig Gedanken. Wenigstens bei gewerblichen Transporten sollte das anders sein“.
Pape-Herdrich erklärte, dass die Sicherung von Gefahrstoffen bei Transporten nicht nur von der Polizei geahndet wird, sondern bei schweren Verstößen auch die Berufsgenossenschaften informiert werden. Er zeigte Verständnis für mancherlei Nachlässigkeit beim Thema, denn Qualifizierung in diesem Bereich sei anstrengend, die Ladungssicherung kostet Zeit, die Ladehilfsmittel kosten Geld. „Das ist nicht immer attraktiv.“ Als Ideengeber zeigte er einige einfache Methoden und positive Beispiele, wie Ladungssicherung gut funktioniert.
Die vielen Nachfragen bei den Teilnehmern – gerade wenn es um praktische Notwendigkeiten ging – zeigten eine erste Sensibilisierung für das Thema.