Handwerk als treibende Kraft bei der Elektromobilität
Anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme der Elektrotankstelle der Bildungsakademie Tübingen informierten Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, und Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer über eine Zukunftstechnologie: Elektromobilität.
Im öffentlichen Verkehr sei die Elektromobilität bereits Alltag, im Individualverkehr werde sie in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen, führte Eisert aus. Vor diesem Hintergrund müsse nicht nur die Alltagstauglichkeit der Elektromobilität geprüft werden, sondern auch deren Infrastruktur.
„Dazu gehören dann ganz wesentlich Fachleute mit den entsprechenden Kenntnissen, um die neue Technologie zu beherrschen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind also der Schlüssel zum Erfolg. Es ist daher wichtig und unerlässlich, die Handwerker in der Aus- und Weiterbildung entsprechend zu qualifizieren“ meinte Eisert.
Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, initiierte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) daher im vergangenen Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Förderprojekt „Spannende Ausbildung! – E-Mobilität in überbetrieblichen Bildungszentren“. Im Rahmen des Projektes sollten die technischen Voraussetzungen in den Werkstätten für die Aus- und Weiterbildung geschaffen werden.
„In der Bildungsakademie Tübingen wurden rund 80.000 Euro der Anschaffungskosten über das Förderprojekt getragen“ erläutert Clemens Riegler, Leiter der Bildungsakademie. „Weitere rund 30.000 Euro hat die Handwerkskammer aus eigenen Mitteln aufgebracht.“ Erfreulich sei auch, dass die Firma Toyota der Bildungsakademie ein Auto – nämlich einen Plug-In Hybrid – zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt habe, so Riegler weiter. Darüber hinaus stehe noch ein reines Elektrofahrzeug – ein eSmart – zur Verfügung. Außerdem habe man eine Ladestation sowie Werkstattausrüstungen beschafft.
„Ich freue mich sehr, dass über das Förderprojekt Investitionen in die berufliche Zukunft unserer Kraftfahrzeugmechatroniker getätigt werden konnten“, so Hauptgeschäftsführer Eisert weiter. Zudem würden all jene Betriebe, für die das Thema Elektromobilität bislang kaum eine Rolle spielte, nun einen deutlich besseren Zugang zu dieser Technologie erhalten. Eisert: „Gerade dem Handwerk kommt eine Schlüsselfunktion im Zukunftsfeld Elektromobilität zu, da es die entscheidende Schnittstelle zum Kunden ist.“
Clemens Riegler führte weiter aus, dass die Bildungsakademie neben den Aus- und Weiterbildungskursen auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung im Bereich der Elektromobilität nachkomme. So biete die Kammer inzwischen kostenlose Informationsveranstaltungen für Hilfs- und Rettungsdienste an. Der Hintergrund: Für Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei stellen neue, alternative Antriebstechniken und die damit verbundenen neuen Gefahren eine Herausforderung dar.
„In der Bildungsakademie Tübingen werden aber nicht nur die Grundlagen der Elektromobilität vermittelt, sondern es finden auch Schulungen in der Hochvolttechnik, der Mess- und der Diagnosetechnik statt“, so Riegler weiter. Folglich könnten die neuen Anschaffungen sowohl in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, im Rahmen der Meisterausbildung und in Weiterbildungskursen im Kfz-Handwerk eingesetzt werden. Im Mai 2014 finde so zum Beispiel bereits der erste Kurs zum „Fachkundigen für Arbeiten an Hochvolt-Eigensicheren Systemen in Kraftfahrzeugen“ statt. Weitere Kurse seien in Planung.
Die Bildungsakademie Tübingen
Die Bildungsakademie Tübingen ist die zentrale Aus- und Weiterbildungsstätte der Handwerkskammer Reutlingen für den gewerblich-technischen Bereich. In 19 Werkstätten und vier Seminarräumen stehen über 400 Schulungsplätze zur Verfügung; an den überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen nehmen jährlich über 4.500 Auszubildende teil.
In der beruflichen Aus- und Weiterbildung nimmt die Handwerkskammer Reutlingen deshalb eine zentrale Rolle in der Region ein. Sie ergänzt die Ausbildung in den kleineren Betrieben des Handwerks und vertieft fachpraktische sowie innovative Ausbildungsinhalte. Diese Leistung ist nur durch das gemeinschaftlich-solidarische Kammersystem möglich.
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