Handwerker erwarten ein gutes Geschäftsjahr
Gut gefüllte Auftragsbücher, optimistische Erwartungen, steigende Investitionen – die meisten Handwerker haben derzeit nur wenig Grund zur Klage. Davon dürfte auch der Arbeitsmarkt profitieren. Zahlreiche Unternehmen wollen in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einstellen. „Der Aufwärtstrend hat sich in allen Branchen fortgesetzt“, sagte Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen.
Nach einer repräsentativen Umfrage der Handwerkskammer in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb bewertet mehr als die Hälfte aller Unternehmen (52,5 Prozent) die aktuelle Geschäftslage mit der Note „gut“. Fast genauso viele (50,1 Prozent) gehen mit Optimismus in die kommenden Monate. Gleichzeitig ist der Anteil der Skeptiker in den vergangenen zwölf Monaten deutlich zurückgegangen: 7,8 Prozent der befragten Handwerker rechnen für das erste Quartal 2011 mit schlechteren Geschäften. Vor zwölf Monaten teilte noch jeder fünfte Betrieb (20,4 Prozent) diese Einschätzung. Der Konjunkturindikator der Handwerkskammer, der aus Lagebeurteilungen und Erwartungen gebildet wird, liegt nun bei 42,5 Punkten und damit um gut 30 Punkte höher als vor einem Jahr.
Rund drei Viertel der befragten Unternehmen erwarten eine stabile oder steigende Nachfrage, jeder vierte Betrieb (26,9 Prozent) befürchtet Einbußen. Auch hier lohnt sich der Vergleich mit den Zahlen des Herbstquartals 2009: Vor zwölf Monaten rechnete noch mehr als ein Drittel der Handwerksbetriebe (36,9 Prozent) mit weniger Bestellungen. Entsprechend positiv haben sich die Umsätze entwickelt. Jeder dritte Handwerker konnte im vierten Quartal 2010 höhere Einnahmen erzielen, 70 Prozent der Betriebe gehen zurzeit von einem stabilen Umsatzniveau aus. Ein anderer Indikator zeigt, dass die Betriebe in die Konjunkturentwicklung vertrauen: Knapp die Hälfte (48,8 Prozent) will in den nächsten Monaten in neue Maschinen und Werkzeuge investieren.
Zukunftsaufgabe Fachkräftesicherung
„Der Aufschwung ist im Handwerk angekommen“, fasste Eisert zusammen. Angesichts guter Geschäfte und erfreulicher Aussichten planten zurzeit zahlreiche Betriebe, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. Damit gerate auch das Thema Fachkräftemangel wieder stärker in den Blickpunkt. „Auch im Handwerk sind unbesetzte Ausbildungsplätze und Facharbeiterstellen längst keine Seltenheit mehr“, betonte Eisert. Zum Ende des vergangenen Jahres verzeichnete die Lehrstellenbörse der Kammer 140 Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden konnten. Zurzeit sind insgesamt 1152 offene Lehrstellen in 437 Betrieben gemeldet – so viel wie noch nie zu Jahresbeginn. Um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken, so Eisert, setze die Handwerkskammer vor allem auf die enge Zusammenarbeit von Schulen und Betriebe. Zum Beispiel sollen Jugendliche im Rahmen von Bildungspartnerschaften Berufsbilder und betriebliche Abläufe kennen lernen und für eine Ausbildung im Handwerk gewonnen werden.
Besonders gut läuft es zurzeit für die Unternehmen, die für den gewerblichen Bedarf produzieren. Die Maschinenbauer und Elektrobetriebe profitieren von steigenden Exporten ihrer Kunden aus der Industrie. Diese Handwerksgruppe wird gefolgt von den Bauunternehmen, den Ausbauern und dem Kfz-Gewerbe. Anders sieht es bei den Gesundheitsberufen und den Dienstleistern aus. Sie bewerten ihre Lage zwar positiv, aber deutlich zurückhaltender ein. Damit bleiben die Optiker, Zahntechniker und Orthopädiemechaniker sowie Friseurbetriebe zum wiederholten Mal deutlich unter dem Kammerdurchschnitt.