Handwerkskammer warnt vor breiter Öffnung des Arbeitsmarktes
[049/07] 2009 wird über die Verlängerung der in Deutschland geltenden Einschränkungen zur Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU entschieden. Eine breite Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts sei nicht im Sinne des Handwerks, sagt Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen.
Von einer undifferenzierten Öffnung des Arbeitsmarkts könne man sich bestenfalls einen Teilnutzen für einzelne Handwerksbetriebe versprechen, die bei anhaltend guter Konjunktur einen Fachkräftemangel beheben könnten. „Das steht aber in keinem Verhältnis zu den Nachteilen, die sich für die Handwerksbereiche ergäben, die jetzt schon wegen des Lohndumpings größerer Firmen im Angebotswettbewerb hart zu kämpfen haben“, so Eisert.
Auch befürchtet Eisert negative Auswirkungen auf den Ausbildungsmarkt. „Es kann nicht im Sinne von Politik und Gesellschaft sein, wenn ein Handwerksbetrieb nach Vollendung der Arbeitnehmerfreizügigkeit einen Schreiner aus einem osteuropäischen Billiglohnland zur gleichen Vergütung einstellen würde, wie er sie einem – häufig nicht ausbildungsreifen – Schreinerlehrling aus Deutschland im ersten Lehrjahr zu zahlen hätte."
Im kommenden Jahr müsse deswegen sorgfältig geprüft werden, ob und wo Ausnahmen von den bestehenden Einschränkungen notwendig seien, etwa für den Ingenieurberuf.
Bei der Debatte dürfe darüber hinaus nicht vergessen werden, dass das Handwerk sich auch in den Jahren der tiefen Rezession zwischen 2000 und 2005 der Herausforderung gestellt habe, qualifizierte Arbeitskräfte auszubilden – über den eigenen Bedarf hinaus. Jetzt gelte es, diese Anstrengungen bei der beruflichen Bildung weiter zu verstärken.