„Irgendwann ist das alles mal deins…“
Etwa 120 Personen waren kürzlich in die Handwerkskammer Reutlingen gekommen, um sich über Chancen und Stolpersteine bei der Unternehmensnachfolge zu informieren.
„Im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen stehen in den nächsten sieben Jahren etwa 3.000 Unternehmen zur Übergabe an – das sind ganze 23 Prozent unserer Mitgliedsbetriebe“, führte Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, bei seiner Begrüßung aus. „Daran erkennen Sie, welche Brisanz und Bedeutung das Thema aktuell in der Region hat.“
Eisert weiter: „Irgendwann ist das alles mal deins,“ höre man gelegentlich. Ein Handwerksunternehmen, in dem Eltern diesen Satz zu einem ihrer Kinder sagen könnten, hätte bereits einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem kinderlosen Familienunternehmen – allerdings nur dann, wenn eines der Kinder auch damit einverstanden sei, das Lebenswerk der Eltern fortzuführen. Ein mögliches Problem sei allerding in dem Wort „irgendwann“ angelegt. Denn oft werde eine Betriebsübergabe nicht frühzeitig genug angegangen.
Inzwischen würden jedoch nur noch rund 54 Prozent der Betriebe ihren Nachfolger innerhalb der Familie finden. Eine Alternative stelle daher die Überlegung dar, ob das Fremdmanagement durch einen Geschäftsführer möglicherweise die bessere Lösung sei – oder ob die Möglichkeit des Unternehmensverkaufs an einen oder mehrere familienfremde Übernehmer in Erwägung gezogen werden sollte. Dieser Weg werde inzwischen von 46 Prozent der Unternehmen gewählt, wobei 17 Prozent der Unternehmen an einen Nachfolger aus dem Betrieb übergeben und 29 Prozent von einem Externen weitergeführt würden.
Dass dieser Weg andere Probleme mit sich bringe, machte Sylvia Weinhold – die den Bereich Unternehmensberatung bei der Handwerkskammer leitet – unter anderem in Ihrer Präsentation deutlich. Mit Joachim Pfeiffer von der Kreissparkasse Reutlingen und Jochen Kirsammer von der Beratungsgesellschaft Ebner Stolz bestritten dann weitere Experten diesen Abend, an dem exemplarisch einige der wichtigsten Aspekte der Betriebsübergabe beleuchtet wurden.
Mit der Informationsveranstaltung, die in Zusammenarbeit mit der Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg stattfand und die vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg sowie vom IFEX (Initiative für Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge) unterstützt wird, wurde den beteiligten Unternehmensvertretern jedenfalls eine erste Orientierung bei der Gestaltung der eigenen Nachfolgeregelung gegeben.
Unternehmensanalyse und Unternehmesbewertung
Sylvia Weinhold, Handwerkskammer Reutlingen
Finanzierungsaspekte bei der Betriebsübergabe
Joachim Pfeiffer, Kreissparkasse Reutlingen
Schritt für Schritt zur (steuerlich) erfolgreichen Vermögensübergabe
Jochen Kirsammer, Ebner Stolz