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04.07.2012

Junge Spanier in Handwerksbetriebe?

Die Handwerkskammer Reutlingen hat mit einer Umfrage unter allen rund 9.000 ausbildungsberechtigten Betrieben in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb versucht herauszufinden, ob die Handwerksbetriebe der Region auch zu eher ungewöhnlichen Maßnahmen greifen werden, um ihren Fachkräftebedarf zu decken.

„Gespräche mit Handwerksunternehmen haben in den vergangenen Monaten gezeigt, dass die Themen Lehrlingsmangel und Fachkräftebedarf zunehmend an Bedeutung gewinnen“, erläutert Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen. Es werde jedoch deutlich, dass an die möglichen Lösungsversuche differenziert herangegangen werden müsse.

Bei der letzten Lehrstellenumfrage der Handwerkskammer wurde daher eine zusätzliche Frage gestellt: „Wollen Sie junge Spanierinnen oder Spanier einstellen?“ 251 Betriebe haben auf diese Frage mit „Ja“ geantwortet – allerdings knüpfen die Betriebe unterschiedliche Voraussetzungen an eine Einstellung.

So dürfte zum Beispiel einer der Gründe für die insgesamt zurückhaltende Beteiligung an der Umfrage sein, dass zumindest in den kundennahen Handwerken die Beherrschung der deutschen Sprache als unverzichtbar gilt. Immerhin 47 Betriebe würden jedoch junge Spanierinnen und Spanier allerdings auch unabhängig von ausreichenden Sprachkenntnissen einstellen.

Die überwiegende Anzahl der Betriebe (nämlich 125) würden hingegen auf junge Spanierinnen oder Spanier nur dann zurückgreifen, wenn ausreichende Sprachkenntnisse vorhanden sind – und wenn gleichzeitig zusätzlich Fördermittel gewährt werden.

Dieser Zusatz ist unter anderem auch deshalb wichtig, weil es bei der Maßnahme der Handwerkskammer Reutlingen nicht primär um ein soziales Projekt zugunsten arbeitsloser junger Spanierinnen und Spanier geht, sondern um den Versuch, Handwerksbetrieben bei der Suche nach dringend benötigten Arbeitskräften behilflich zu sein.

Eisert: „Die Handwerkskammer wird sich nicht um die sozialpädagogische Betreuung und die Vermittlung von Unterkünften kümmern können.“ Das müsse der interessierte Betrieb im Falle einer erfolgreichen Vermittlung selbst tun – und wenn ihm ganz dringend an einer Arbeitskraft gelegen sei, so Eisert weiter, dann werde er das auch tun.

Die Handwerkskammer Reutlingen wird die interessierten Betriebe nach der Sommerpause verstärkt mit Informationen versorgen. Geplant ist eine Veranstaltung mit Vertretern der spanischen Botschaft, der Arbeitsverwaltung sowie der Rechts- und der Ausbildungsabteilung der Handwerkskammer.

In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Reutlingen sind im Übrigen aktuell rund 1.120 freie Lehrstellen zu finden.