Konjunktur: Gedämpfter Optimismus
[048/07]Die Geschäftserwartungen der Betriebe aus dem Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen wurden im zweiten Quartal 2007 enttäuscht. Das ergab eine Umfrage, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Creditreform im Auftrag der Handwerkskammer Reutlingen durchführte.
Im Vorquartal hatte eine Mehrheit der Betriebe noch ein sehr gutes zweites Quartal prognostiziert. Aktuell berichten allerdings 21 Prozent der befragten Handwerker von einer schlechten Geschäftslage. Immerhin sind jedoch auch 43 Prozent der Betriebe mit der Geschäftslage zufrieden.
Im Vergleich zum Auftaktquartal 2007 sinkt demnach der Lageindex – der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen zur Geschäftslage – um 4,5 Punkte auf +22,0. Hinsichtlich der Entwicklung in den kommenden Monaten sind die Handwerksbetriebe in der Region jedoch ungebrochen optimistisch. Ausgehend von einem im historischen Vergleich sehr hohen Niveau, büßt der Erwartungsindex aber fast 17 Punkte ein. Aktuell steht er bei +43,6 und damit weiter auf dem zweithöchsten Stand seit Beginn der Berechnungen.
Gewerke im Einzelnen
Von den einzelnen Wirtschaftsbereichen im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen ist die Konjunkturlage bei den Handwerkern des Gewerblichen Bedarfs zurzeit am besten. Aufgrund der sehr optimistischen Prognosen für die kommenden Monate erreicht auch das Ausbaugewerbe einen hohen Indikatorwert. Einen herben Einbruch des Konjunkturindikators müssen dagegen die Handwerker des Bauhauptgewerbes sowie das Gesundheitshandwerk hinnehmen. Hier kühlten insbesondere die aktuellen Lageeinschätzungen gegenüber dem Vorjahresquartal deutlich ab und rutschen ins Minus. Da die Erwartungen der Bauhandwerker derzeit besser sind als im Vorjahr, schafft der Branchenindikator gerade noch den Sprung über die Nulllinie.
Der Konjunkturindikator des Gesundheitshandwerks fällt dagegen deutlich ins Minus und landet auf dem letzten Rang. Ebenfalls einen negativen Indikatorwert weist im zweiten Quartal 2007 das Kfz-Handwerk auf. Die Geschäftslage der Kfz-Betriebe ist aktuell schlechter als vor Jahresfrist, bei den Erwartungen halten sich Optimisten und Pessimisten die Waage. Einen Sprung nach vorn machen im zweiten Quartal 2007 der Indikator des Nahrungsmittelhandwerks und der Indikator der personenbezogenen Dienstleistungen. Gleichwohl reicht für beide die Verbesserung des Branchenkonjunkturindikators noch nicht aus, um zum Kammerschnitt aufzuschließen. Insbesondere sind es die Erwartungen der Betriebe, die in den meisten Handwerksgruppen den Konjunkturindikator stützen.
Vorsichtig optimistisch
Die Auftragseingänge im Handwerk der Region konnten gegenüber dem ersten Vierteljahr deutlich zulegen. Ein Blick auf die Vorjahre zeigt allerdings, dass das zweite Quartal stets besser als das erste verläuft. Aktuell berichten 36 Prozent der Unternehmen über steigende Auftragseingänge, während 17 Prozent der Betriebe Auftragsrückgänge hinnehmen mussten.
Für die kommenden Monate blicken die Handwerksbetriebe aus den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb vorsichtig optimistisch nach vorn. Jedes viertes Unternehmen erwartet im kommenden Quartal eine Steigerung der Auftragseingänge. Aber auch der Anteil der Pessimisten, die Auftragsrückgänge befürchten, erreicht fast 19 Prozent.
Mehr und mehr Handwerksbetriebe gelangen mittlerweile aber auch an ihre Kapazitätsgrenzen. Gut 41 Prozent der Betriebe erreichen aktuell eine Betriebsauslastung zwischen 81 und 100 Prozent. Weitere 14 Prozent geben einen Auslastungsgrad von über 100 Prozent an – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um mehr als das Doppelte. Der Anteil der unterausgelasteten Betriebe (bis 60 Prozent Auslastung) beträgt aktuell 13 Prozent. Damit sinken die Kapazitätsreserven bei den Handwerksbetrieben.
Deutlich verbessert gegenüber dem Auftaktquartal 2007 zeigt sich die Umsatzlage der Handwerksbetriebe in der Region. Der Anteil der Unternehmen, die steigende Umsätze verbuchen können, erreicht aktuell 42 Prozent. Gleichzeitig muss sich jeder fünfte Betrieb mit einer negativen Umsatzentwicklung abfinden. Der Saldo für die Umsatzlage ist nach einem Durchhänger im ersten Quartal wieder positiv.
Insgesamt sehen die Betriebe die Umsatzentwicklung in den kommenden Monaten optimistisch. Knapp 30 Prozent rechnen damit, Umsatzsteigerungen erzielen zu können. Im Vergleich zum Vorjahresquartal hat sich damit der Anteil der Optimisten mehr als verdoppelt. Weniger Handwerksbetriebe als im Vorjahresquartal befürchten sinkende Umsätze.
Im zweiten Quartal des Jahres ist ein deutlicher Beschäftigungsaufbau gelungen. Elf Prozent der Unternehmen stockten im vergangenen Vierteljahr ihren Personalbestand auf, gut sechs Prozent der Betriebe mussten dagegen Stellen abbauen.
Der Beschäftigungsaufbau wird sich auch im kommenden Quartal fortsetzen, wenngleich mit etwas verminderter Dynamik. Mehr als elf Prozent der Betriebe planen eine Personalaufstockung. Gleichzeitig werden aber fast zehn Prozent der Handwerksbetriebe Stellen streichen müssen.
Fast 60 Prozent der Handwerksbetriebe haben in den vergangenen Monaten investiert – ein knappes Drittel sogar mehr als zuvor. Vor einem Jahr lag der Anteil der Unternehmen, die überhaupt Investitionen durchgeführt haben, bei lediglich 30 Prozent.
Die Bereitschaft zu weiteren Investitionen ist stark ausgeprägt. 60 Prozent der Betriebe wollen in den kommenden Monaten Investitionen durchführen. 22 Prozent planen sogar eine Steigerung der Investitionstätigkeit. Gemessen an der künftigen Investitionsbereitschaft liegen die Betriebe über dem Landesdurchschnitt.