Konjunktur: Im Handwerk kehrt die Zuversicht zurück
Die Geschäfte im Handwerk laufen wieder besser. Nach einem schwachen Jahresauftakt und einer leichten Erholung im Frühjahr hat sich die Handwerkskonjunktur im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen im dritten Quartal weiter stabilisiert. Die Handwerker beurteilen sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Aussichten besser als noch vor Jahresfrist.
Nach einer repräsentativen Umfrage in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerten mehr als ein Drittel der Betriebe ihre Geschäftslage mit mindestens der Note „gut“. Jedes vierte Unternehmen konnte in den vergangenen drei Monaten mehr Aufträge verbuchen. Allerdings mussten fast genauso viele Handwerker Einbußen hinnehmen. Im Vorjahr war es ein knappes Drittel der Betriebe, das mit weniger Aufträgen auskommen musste.
Ein ähnliches Bild ergibt sich hinsichtlich der Erwartungen. Während ein Viertel der Handwerker mit mehr Aufträgen rechnet, geht eine etwa gleich große Gruppe von weniger Aufträgen aus. Der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt, dass sich die Lage deutlich entspannt hat. Damals erwartete ein Drittel der Betriebe Auftragseinbrüche.
Betriebe rechnen mit höheren Umsätzen
Der Anteil der Betriebe, die ihren Umsatz steigern konnten, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Rund 30 Prozent erzielten höhere Einnahmen, jeder Fünfte musste Einbußen verkraften, unwesentlich mehr als im Vorjahr. Was die Aussichten angeht, kehrt verhaltene Zuversicht zurück. Jeder dritte Betrieb rechnet mit steigenden Einnahmen. Die Umsatzerwartungen der Betriebe sind gegenüber dem Vorquartal deutlich angestiegen.
„Unsere Betriebe sind bislang vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, und das soll auch so bleiben“, fasst Kammerpräsident Joachim Möhrle zusammen. Deshalb sei es jetzt wichtig, so Möhrle mit Blick auf die neue Bundesregierung, die kleinen und mittleren Unternehmen schnell und gezielt zu stärken. Ganz oben auf der Prioritätenliste stünden ein klares Nein zu höheren Steuern und Abgaben sowie die Forderung nach Korrekturen beim Einkommenssteuertarif zum Abbau der „kalten Progression“. Möhrle: „Die Konjunkturpakete sind für das Handwerk wichtig, aber wir brauchen dringend strukturelle Entlastungen“.
Denn längst nicht alle Gewerke befinden sich bereits wieder auf Erholungskurs. Vor allem die Betriebe, die als Zulieferer für den gewerblichen Bedarf produzieren, und das Kraftfahrzeug-Handwerk bleiben deutlich unter dem Kammerdurchschnitt. Der Konjunkturindikator für die Maschinenbauer und Ausrüster verbleibt als einziger von sieben Handwerksgruppen leicht im negativen Bereich, die Erwartungen dort sind allenfalls neutral.