Krankenstand im Handwerk steigt
Der Krankenstand im baden-württembergischen Handwerk ist im ersten Halbjahr 2014 erneut gestiegen und liegt jetzt bei einem Rekordwert von 5,2 Prozent (2013: 5,1 Prozent). Das zeigt die aktuelle Auswertung der Versichertendaten der IKK classic. Der durchschnittliche Krankenstand aller Versicherten der IKK classic in Baden-Württemberg liegt bei 5,0 Prozent.
„Handwerker sind nicht häufiger krank, sondern länger“, erklärt Rainer Beckert, Landesgeschäftsführer der IKK classic in Baden-Württemberg, den Unterschied. Die Zahlen belegen das ganz klar: Der Anteil der Langzeiterkrankungen über sechs Wochen nimmt im baden-württembergischen Handwerk seit Jahren in einer wellenförmigen Kurve zu und beträgt inzwischen 53,0 Prozent. IKK-Versicherte insgesamt betrachtet weisen hier eine Quote von 48,4 Prozent auf.
Eine Ursache dieser Tendenz liegt in der demographischen Entwicklung: Seit Jahren steigt das Durchschnittsalter der im Handwerk Beschäftigten kontinuierlich an. „War der durchschnittliche bei der IKK versicherte Handwerker im Ländle vor zehn Jahren noch 38,1 Jahre alt, so hat er dieses Jahr schon genau 41 Jahre auf dem Buckel“, sagt Beckert. Das heißt, das baden-württembergische Handwerk ist seit 2004 um fast drei Jahre gealtert. Mit all den daraus entstehenden Folgen: mehr Muskel-Skelett- und damit mehr Langzeiterkrankungen, dadurch letztlich auch mehr organisatorische und finanzielle Belastungen für den Betrieb, der die kranken Mitarbeiter mitträgt.
Ein Ausweg aus dieser Problematik kann ein ernsthaft betriebenes betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) sein, wie es die Krankenkassen anbieten. „Krankheitsbedingte Ausfälle kosten deutsche Unternehmen jährlich rund 60 Milliarden Euro. Kein Wunder, dass immer mehr Firmen auf präventive Angebote für ihre Beschäftigten setzten“, so Beckert. „Für die Unternehmen ist es einfach wichtig, dass sie gesunde und motivierte Mitarbeiter haben. Sie sind ihr größtes Kapital.“ Im Jahr 2013 nutzten übrigens rund 1.500 Betriebe aktiv die Unterstützung der IKK classic beim BGM.
Mitarbeiterzahl, Organisation der Betriebsabläufe, branchentypische Belastungen – jedes Unternehmen ist anders. „Deshalb sollte das Gesundheitsmanagement genauso individuell wie das Unternehmen sein“, empfiehlt Beckert. Die IKK classic hat ein Programm mit Maßnahmen entwickelt, die flexibel einsetzbar sind und je nach Wunsch und Bedarf in dem einzelnen Betrieb zum Einsatz kommen.
Zwei positive Nachrichten für das Handwerk hat Beckert zum Schluss noch: Psychische Erkrankungen spielen hier eine deutlich geringere Rolle als in der Gesamtbevölkerung (Baden-Württemberg 2014: 6,9 Prozent im Handwerk gegenüber 9,2 Prozent IKK classic gesamt). Und: Das Handwerk hat eine höhere Gesundheitsquote als der Rest der Bevölkerung. Das heißt: 57,1 Prozent der hiesigen Handwerker waren dieses Jahr noch gar nicht krank. Von der Gesamtbevölkerung konnten das nur 56 Prozent von sich behaupten.