Die Sieger des diesjährigen Innovationspreises mit KSK-Vorstandschef Michael Bläsius (links) und Handwerkskammer-Präsident Harald Herrmann (rechts).

Der mit 5.000 Euro dotierte 1. Preis: ein Bogen für eine Matcharmbrust, der die Vibrationen beim Schuss um mehr als 40 Prozent verringern kann.

16.11.2015

Kreativ und erfindungsreich

Das Preiskomitee der Stiftung der Kreissparkasse Reutlingen zur Förderung innovativer Leistungen im Handwerk hat in diesem Jahr insgesamt sieben Preise vergeben – das sei ein deutlicher Beleg für den Erfindungsreichtum und die Kreativität des heimischen Handwerks, sagte deshalb Michael Bläsius, Vorsitzender des Vorstands der Kreissparkasse Reutlingen in seiner Begrüßungsrede.

Der mit 5.000 Euro dotierte 1. Preis des diesjährigen Wettbewerbs ging an Stefan Dachs – Mechanische Werkstätte und Gerätebau aus Reutlingen: Er entwickelte einen Bogen für eine Matcharmbrust.

Da sich eine Armbrust im Vergleich zu Luftdruck- oder Kleinkalibergewehren bei der Schussabgabe ziemlich unruhig verhält, müssen sich Sportschützen schnell umgewöhnen, wenn bei einem Wettkampf mehrere Disziplinen hintereinander geschossen werden. Stefan Dachs, selbst aktiver Armbrustschütze, hat eine neue Bogengeometrie für Matcharmbrüste entwickelt, durch welche die Vibrationen beim Schuss um mehr als 40 Prozent verringert werden konnten. Dadurch ist eine wesentlich präzisere Schussabgabe und somit auch eine bessere Kontrolle des Sportgerätes möglich.

Den 2. Preis vergab das Komitee an Rolf Feucht, Inhaber der Feucht GmbH aus St. Johann-Upfingen für die Entwicklung einer Centerless-Entgratmaschine. Diese ermöglicht ein automatisiertes Entgraten von Bauteilen im Durchlaufverfahren. Durch die automatisierte Zuführung der Werkstücke ist eine unmittelbare Verkettung mit einer Spitzenlos-Schleifmaschine möglich. Die Maschine kann in bestehende Produktionsanlagen integriert werden und leistet damit einen Beitrag zu einer wirtschaftlichen Gesamtprozesskette.

Der mit 1.500 Euro verbundene 3. Preis schließlich wurde zweimal vergeben. Einer davon geht an die CSP GmbH Cut Systems Pfronstetten von Harald Späth für eine Routenzug-Beladeanlage. Routenzüge werden in Produktionsunternehmen als Transportmittel eingesetzt, um einen optimalen Materialfluss von und zu den Montagebändern zu gewährleisten. Die Be- und Entladung des ebenfalls von der Firma CSP vor einigen Jahren entwickelten Routenzuges musste bisher manuell erfolgen. Mit der neu entwickelten Beladeanlage kann dies nun automatisch erfolgen.

Ein weiterer 3. Preis geht an Gerhard Euchenhofer, Holz- und Kunststofftechnik aus Wannweil für seinen breitenvariablen Hochseekatamaran „Futura 49“. Euchenhofer hat einen mit Wasserhydraulik betriebenen Breitenverstellmechanismus für Katamarane entwickelt, der auf dem Patent seines Onkels für einen breitenvariablen Katamaran basiert. Den Verschiebemechanismus als "Herzstück" der Segelyacht fertigt er in seinem Betrieb für Holz- und Kunststofftechnik komplett selbst. Durch das Zusammenschieben der beiden Rümpfe verringert sich die Breite des Katamarans von ca. 8 m auf 4,80 m. Damit spart man die Hälfte der teuren Liegegebühren im Hafen, ist kanaltauglicher und passt sogar in kleine Schleusen.

Der ebenfalls mit 1.500 Euro dotierte "Sonderpreis hervorragende kreative handwerkliche Fertigkeiten" ging an Marcel Schrade. Er hatte im Rahmen seiner Meisterprüfung eine „Baumschaukel“ aus Stahl konstruiert, deren Form und Farbe an ein zwischen zwei Bäumen hängendes Blatt angelehnt sind.
Für das Grundgestell, welches die beiden Baumstämme darstellen soll, wurde ein witterungsbeständiger Stahl mit Rostoptik verwendet. Dieser Corten-Stahl besitzt eine erhöhte Widerstandskraft gegen die natürliche Korrosion.

Der „Sonderpreis Junges Handwerk“ ging an Denis Kägbein von der wk-bau GmbH aus Hülben. Seine Entwicklung: Der Schachtdicht SD-625. Kanal-, Wasser- und andere Schacht-öffnungen werden im Straßen- und Tiefbau mittels Schachtaufsatzringen an die jeweilige Straßenoberkante angepasst. Beim Versetzen der Ausgleichsringe und Schachtabdeckungen fällt immer wieder Mörtel oder Bauschutt in das Schachtinnere. Nach Beenden der Arbeiten muss daher bislang eine Person in den Schacht hinabsteigen, um diesen zu reinigen.  Mit der Erfindung von Denis Kägbein ist dies nicht mehr nötig und stellt so eine große Erleichterung für die Beschäftigten im Tiefbau dar.

Schließlich wurde noch der „Sonderpreis für kleine Handwerksbetriebe mit bis zu zehn Beschäftigten“ vergeben. Er ging in diesem Jahr an Paul Buck von der Naturmöbel-Werkstatt Paul Buck aus Engstingen für eine Garten- und Freizeitliege für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.
Diese Garten- und Freizeitliege versetzt Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit in die Lage, sich selbständig in eine entspannte Position zu bringen, ohne dabei auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das zugehörige Holztablett erlaubt ein bequemes Lesen, Arbeiten am Computer oder auch Essen und Trinken im Sitzen.

Die Liege sieht nicht aus wie ein medizinisches Möbel, sondern zeichnet sich durch ein ansprechendes Design sowie regionale und nachhaltige Fertigung aus.