Learning by doing
Sechs Schüler des Gymnasiums Neckartenzlingen haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit dem Handwerk beschäftigt. Sie warfen einen Blick in Geschichtsbücher und aktuelle Statistiken, besuchten Betriebe und Ausbildungsstätten und legten auf der Baustelle selbst Hand an. Ihre Arbeitsergebnisse stellten die Schüler in der Handwerkskammer Reutlingen vor – als Teil ihrer Abiturprüfung.
Ein wenig Nervosität gehört dazu. Vermutlich lag es am Prüfungsstress, dass der mit dem Laptop verbundene Projektor erst einmal ausgeschaltet und die Leinwand dunkel blieb. Doch Steffen Apfel, Erik Föllner, Christian Henschel, Felix Homola, Mark Schaeffer und Marius Sauter ließen sich von diesem kleinen Missgeschick während des Testlaufs nicht aus dem Konzept bringen. Pannenfrei und materialreich präsentierten die sechs Schüler der Jahrgangsstufe 12 vor Lehrern, Eltern, Familienangehörigen und Gästen, was sie im Rahmen ihres einjährigen Seminarkurses mit dem Thema Handwerk erarbeitet hatten.
Eigeninitiative gefragt
Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Berufe und Ausbildungswege, Arbeitstechniken und Werkzeuge – die Schüler näherten sich dem Thema Handwerk aus verschiedenen Perspektiven. Sie hatten recherchiert, Informationsmaterial gesammelt und ausgewertet, aber auch die Praxis erkundet. Eine Gruppe arbeitete einen Tag bei der Umgestaltung eines Badezimmers mit, schnitt, verlegte und verfugte Fliesen. Zwei Schüler schauten einem Schuhmacher aus Bempflingen über die Schulter, die dritte Gruppe lernte in der Nürtinger Schlachthof-Brauerei, worauf es bei der Bierherstellung ankommt.
Seminarkurse weisen gegenüber dem normalen Oberstufenalltag mehrere Besonderheiten auf. Die Projektarbeit samt Präsentation und abschließendem Kolloquium ist dem mündlichen Prüfungsfach gleichgestellt und geht in die Abiturnote ein. Zwar müssen keine Klausuren geschrieben werden, dafür wird von den Schülern regelmäßiger Einsatz und vor allem selbstständiges Arbeiten gefordert. Durchschnittlich drei Stunden pro Woche waren für den Seminarkurs veranschlagt. „Die Schüler sollen lernen, eigenständig Fragestellungen zu entwickeln und sich selbst zu organisieren“, erläuterte Lehrer Wolfgang Weber, der die Projektarbeit zusammen mit seinem Kollegen Rudi Maisenbacher betreute, das Konzept.
So kam auch der Kontakt zur Handwerkskammer zustande. Die Schüler meldeten sich im Rahmen ihrer Recherchen, stellten ihr Projekt vor, formulierten Fragen und stimmten einen ersten Gesprächstermin ab. Die Idee zum Besuch der Bildungsakademie Tübingen, dem Aus- und Weiterbildungszentrum der Handwerkskammer Reutlingen, entstand ebenfalls in der Gruppe. Ebenso wie der Vorschlag, die Ergebnisse in der Handwerkskammer Reutlingen zu präsentieren.
Gymnasium Neckartenzlingen