Maßanzug fürs Pferd
Sattlermeister Albrecht Mönch hat ein nahezu ausgestorbenes Handwerk erfolgreich wiederbelebt. In seiner Werkstatt in Loßburg entstehen Pferdegeschirre aus traditionellen Materialien in reiner Handarbeit, die von Fahrsportlern und Gestüten in aller Welt geschätzt werden.
Mönch wollte schon immer Sattler werden. Doch ein Lehrbetrieb war weit und breit nicht zu finden. Also erlernte er den Zimmerer, legte die Meisterprüfung ab und widmete sich in seiner Freizeit der Geschirrmacherei. 1989 erfüllte sich der Autodidakt, der seinen Sattlermeister erst Jahre später nachholte, seinen Kindheitstraum und eröffnete auf dem elterlichen Hof seinen Sattlerbetrieb. Den „unbürokratischen Start“ ermöglichte eine Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer.
Mit Leidenschaft und viel Sinn fürs Detail stellt Mönch heute Geschirre für den Turniersport, für Gespanne sowie Galageschirre her. Wie beim Maßschneider beginnt jeder Auftrag mit dem Aufnehmen der Maße. „Die anatomisch korrekte Passform beugt Verletzungen und dem frühen Verschleiß der Pferde vor“, erläutert Mönch.
Bei der Auswahl der Materialien sieht man sich der handwerklichen Tradition verpflichtet. Es werden ausschließlich rein pflanzlich gegerbte Leder verarbeitet. Der Kern der Brustplattgeschirre besteht nach wie vor aus Roggenstroh. Als Polstermaterial kommen Winterrehhaar und Rosshaar zum Einsatz. Sämtliche Verarbeitungsschritte werden in der Werkstatt in Handarbeit erledigt. Die Metallbeschläge werden von Graveuren geliefert. Mönch-Geschirre sind Unikate. Eine Bestellung ab Lager ist nicht möglich. Dies erfordere ein wenig Geduld von den Kunden, betont Mönch. „Von der Bestellung bis zur Auslieferung können rund drei Monate vergehen.“
Zu den Kunden zählen die Spanische Hofreitschule in Wien, das Landesgestüt in Marbach und viele Sportler und Liebhaber im In- und Ausland. Auch der Sultan von Oman bezog schon Geschirre aus Loßburg. Wichtigste Absatzmärkte sind neben Deutschland, die Schweiz und Frankreich. Mönch veranstaltet regelmäßig Traditionsfahrten – pflegt seine Passion und gleichzeitig die Beziehungen zu alten und potentiellen Kunden. „90 Prozent der Aufträge kommen über Empfehlungen zustande“, verrät Tochter Julia, die im Frühjahr ihre Meisterprüfung im Sattlerhandwerk abgelegt hat.