Mehr Lehrstellen braucht das Land
Mit dem Slogan „Wir sorgen für Nachwuchs. Wir bilden aus.“ geht eine neue Informationskampagne an den Start, die die acht Handwerkskammern im Land gemeinsam mit dem Baden-Württembergischen Handwerkstag (BWHT) ins Leben gerufen haben: Die Ausbildungs- und Lehrstellenkampagne soll durch mehr Information die Betriebe zum Thema Ausbildung sensibilisieren und aktivieren. Ziel ist es, mehr Lehrstellen zu schaffen.
Die Erfahrung der Handwerkskammern hat gezeigt, dass die Bereitschaft zur Ausbildung oft nicht nur an der wirtschaftlichen Situation der Betriebe scheitert. „Die Entscheidung, nicht auszubilden, kann viele Gründe haben“, sagt Roland Haaß, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen.
„Mangelnde Informationen über die betriebliche Ausbildung spielen hier eine große Rolle, aber auch fehlendes Wissen darüber, wie ein professionelles Ausbildungsmarketing aussehen kann.“
Die Betriebe stehen deshalb im Fokus der Lehrstellen- und Ausbildungskampagne 2006/07, an der sich auch die Handwerkskammer Reutlingen beteiligt. Durch gezielte Information will die Kampagne die Notwendigkeit zur Ausbildung aufzeigen, Vorurteile abbauen und die Betriebe dabei unterstützen, selbst aktive und kontinuierliche Nachwuchssicherung zu betreiben.
Im persönlichen Kontakt mit den Ausbildern im Betrieb geben eigens geschulte Mitarbeiter der Kammern im Rahmen einer Betriebstour praktische Tipps und Hilfestellungen rund um die Ausbildung und zeigen auf, wie sich der Betrieb mit einfachen Mitteln attraktiv darstellen kann, um geeignete Lehrlinge zu finden.
„Mit den Betriebstouren haben wir ein Erfolg versprechendes Konzept gefunden, das uns den direkten Dialog mit den Betrieben ermöglich“, ist sich Roland Haaß sicher. „Oft wissen die Meister nicht, welche Hilfestellungen sie von uns erwarten können, und wir erfahren auf diesem Weg, wo der Schuh drückt.“
Im Mittelpunkt der Kampagne sollen vor allem junge Meister stehen, die sich bislang mit dem Thema Ausbildung noch nicht auseinandergesetzt haben. Aber auch Meister mit Migrationshintergrund, die eventuell die bürokratischen Hürden bei der Schaffung eines Lehrstellenplatzes scheuen, sollen angesprochen werden; ebenso solche Ausbildungsbetriebe, die zwar eine Ausbildungsberechtigung haben, aber seit mehr als fünf Jahren nicht mehr ausgebildet haben.
„Interessant sind für uns auch die potenziellen Arbeitgeber in neuen Ausbildungsberufen, wie zum Beispiel Kosmetiker oder Bestatter“, ergänzt Haaß. „Mit den Betriebstouren wollen wir insgesamt etwa 6.000 Betriebe erreichen. Wir sind sicher, dass wir über die Kampagne neue Lehrstellen gewinnen können!“
Die neue Kampagne ist die konsequente Weiterführung der Informations- und Imagekampagne handwerks-power.de zur Nachwuchssicherung, die Schülern, Eltern und Lehrern mit großem Erfolg die Chancenvielfalt im Handwerk aufgezeigt hat. Zentrale Plattform auch der neuen Kampagne bleibt die Website www.handwerks-power.de.
Über die Ausbildungs- und Lehrstellenkampagne
Der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) hat gemeinsam mit den acht Handwerkskammern im Land die Ausbildungs- und Lehrstellenkampagne ins Leben gerufen. Hintergrund der Kampagne ist, dass es nach wie vor eine große Anzahl an Betrieben gibt, die zwar eine Ausbildungsberechtigung haben, aber keine Lehrlinge einstellen. Die Gründe dafür sind vielschichtig – oft stehen mangelnde Information und Unkenntnis darüber, welche weitreichenden Hilfestellungen die Handwerkskammern bei der Ausbildung geben, im Vordergrund. Darüber hinaus sind nahezu zwei Drittel der Handwerksbetriebe nicht aktiv in Sachen Eigenvermarktung als gute Ausbildungsstätte und als Anbieter beruflicher Perspektiven.
Die Kampagne möchte mit gezielten Informationen an die Betriebe vor allem zwei Ziele erreichen: Zum einen soll das Thema Ausbildung forciert werden, um die Zahl der Lehrstellen im Land noch zu erhöhen. Zum anderen soll die Kampagne helfen, das Marketing der Betriebe zu verbessern, damit diese mehr qualifizierte Bewerber bekommen. Finanziert wird die Kampagne von den acht Kammern sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds.