Mitgliederversammlung der KHS Sigmaringen
Den Reigen der Berichte anlässlich der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Sigmaringen im Soldatenheim Haus „Linzgau“ in Pfullendorf eröffnete Kreishandwerksmeister Siegmund Bauknecht.
Rückläufige Schülerzahlen und die damit einhergehenden Kleinklassen in den Berufsschulen bezeichnete er als eine große Gefahr für das Handwerk. Ziel und wichtigste Aufgabe des Landkreises, so Bauknecht, müsse weiterhin die Wohnsitz- und arbeitsnahe Ausbildung des Nachwuchses sein – eine Einschätzung, die auch die beiden Schulleiter Klaus A. Peter (Bertha-Benz-Schule, Sigmaringen) und Egbert Härtl (Willy-Burth-Schule, Bad Saulgau) bekräftigten.
Den hohen Stellenwert des Handwerks untermauerte Bauknecht schließlich mit dem Hinweis, dass im Landkreis Sigmaringen 2.200 Betriebe in die Handwerksrolle eingetragen sind, die einen jährlichen Umsatz von einer Milliarde Euro erwirtschaften und über 1.000 junge Menschen im dualen System ausbilden.
Das Handwerk sei aber keine Insel der Glückseligen, denn eine endlos erscheinende Bürokratie, die Einführung des Mindestlohnes und die Rente mit 63 stießen bei vielen Betrieben auf Unverständnis, so Bauknecht. Wer jedoch auch in Zukunft bestehen wolle, müsse sich den Herausforderungen stellen. Dazu müsse jedoch die Politik tragfähige und zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für das Handwerk schaffen.
Der im November 2014 gewählte Kammerpräsident Harald Herrmann stellte sich dann seinen Kollegen vor. Zur wirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahr führte er aus, dass das Handwerk rundum zufrieden gewesen sei, und auch die Prognosen für 2015 sehr gut seien. Sorge bereite jedoch die Handwerkspolitik.
Als ein Herzensanliegen bezeichnete Harald Herrmann seinen Widerstand gegen die so genannte Transparenz-Initiative der Europäischen Union, wonach der Meisterbrief als Zugangsvoraussetzung zur Selbständigkeit überprüft werden solle. Weitere problematische Themen seien das neue Bildungszeitgesetz oder auch der von ihm so bezeichnete „verstärkte Akademisierungswahn“. Akademisch gebildete Taxifahrer habe man schließlich bereits genug. Eindringlich appellierte der Präsident aber auch an die Politik, jugendliche Flüchtlinge zu fördern, damit sie eine Ausbildung beginnen können.
Die Bedeutung des Handwerks für Pfullendorf hob Bürgermeister Thomas Kugler in seinem Grußwort hervor. Die drittgrößte Stadt im Landkreis mit 13.000 Einwohnern und über 6.300 Arbeitsplätzen habe eine besonders hohe Produktivität und eine hohe Strahlkraft in der Region.
Abschließend informierte Petra Uano-Haman, die Abteilungsleiterin Handwerksrolle bei der Handwerkskammer Reutlingen, über die Themen Ausübungsberechtigung und Ausnahmebewilligung nach der Handwerksordnung. Detailliert zeigte die Expertin in der Versammlung auf, mit welcher Sorgfalt die Kammer die Berechtigung zur Eintragung in die Handwerksrolle prüfe und bei Verstößen auch verfolge.