Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, Dr. Joachim Eisert und Prälat Markus Schoch mit Felix Thüringer, Dr. Alexander Kupsch, Irmgard Freidler, Sylvia Weinhold, Julia Peetz und Karl-Heinz Schwarzbach jun. (v.l.n.r.)

26.05.2023

Nachfolge – Herausforderung für Unternehmen und Kirche

Beim 16. Reutlinger Gespräch Wirtschaft-Kirche diskutierten Unternehmerinnen, Unternehmer und Vertreter der Kirche über unterschiedliche Wege bei der Nachfolge.

„Soll ich die Nachfolge tatsächlich antreten?“, „Will ich die Selbständigkeit wagen?“, „Kann ich den Erwartungen an mich gerecht werden?“ — das fragen sich Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten. „Wie wird es mir damit gehen, wenn ich mein Lebenswerk in jüngere Hände abgebe?“, „Wird der Übergang gut gelingen?“ — geht es mancher Betriebsinhaberin und manchem Betriebsinhaber durch den Kopf.

Immer mehr Betriebe stehen vor einer Nachfolgeregelung, während die Zahl potentieller Nachfolgerinnen und Nachfolger sinkt. Auch die Kirche ist davor nicht gefeit. Immer weniger junge Menschen sind bereit, die Arbeit als Pfarrerin oder Pfarrer in einer Gemeinde zu übernehmen. Und so luden die Evangelische Prälatur und der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer mit der Handwerkskammer Reutlingen und der IHK Reutlingen zum 16. Reutlinger Gespräch Wirtschaft-Kirche ein. Gemeinsam ging es um die Beantwortung der Frage, wie Nachfolge in Handwerk, Wirtschaft und Kirche gelingen kann.

Unterschiedliche Wege, unterschiedliche Ziele

Dr. Joachim Eisert, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen und der Prälat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Markus Schoch, begrüßten die 60 Gäste, die den Weg in die Bildungsakademie der Handwerkskammer in Tübingen an diesem Abend gefunden haben. Auf dem Podium kamen anschließend Menschen miteinander ins Gespräch, die sich für unterschiedliche Wege bei der Nachfolge entschieden haben.

Wie beispielsweise Julia Peetz, Dachdeckermeisterin und Klempnermeisterin aus Tübingen. Sie kann es sich gut vorstellen, in zehn Jahren eine Führungsposition im Familienunternehmen einzunehmen, das in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Die Übernahme des elterlichen Betriebes kam hingegen für Felix Thüringer, Gerüstbaumeister aus Grafenberg, nicht in Frage. Er hat sich stattdessen für eine Karriere in einem größeren Unternehmen entschieden. Sein Vater sucht nun einen geeigneten externen Übernehmer, der den Betrieb weiterführen wird. Irmgard Freidler, Geschäftsführerin von Alb-Gold in Trochtelfingen, musste nach dem frühen Tod ihres Mannes den Betrieb von einem Tag auf den anderen übernehmen. Nun bereitet sie nach 13 Jahren als Geschäftsführerin ihren geordneten Rückzug aus der ersten Reihe vor, damit ihre Söhne nachfolgen können. Die Entscheidung den Familienbetrieb zu übernehmen hat Dachdeckermeister Karl-Heinz Schwarzbach jun. sorgfältig vorbereitet: „Ich habe die Entscheidung für die Übernahme nicht leichtfertig getroffen, sondern mich und meine Gründe immer wieder hinterfragt.“ Dr. Alexander Kupsch, der als einziger der Runde nicht vor der Wahl stand, ein Unternehmen zu übernehmen, sondern eine Pfarrstelle anzutreten, erzählte von seinem Entschluss, nach dem Theologiestudium als Seelsorger für eine Gemeinde in Filderstadt Plattenhardt da zu sein.

Prälat Markus Schoch aus Reutlingen und Sylvia Weinhold, Geschäftsführerin Unternehmensberatung der Handwerkskammer Reutlingen moderierten die Gesprächsrunde.