Schlechte Noten für die Handwerksnovelle – Kammerbeitrag bleibt stabil
Auf der Wintervollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen hat Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert erneut eine ernüchternde Bilanz der Novelle der Handwerksordnung gezogen. Mit den Auswirkungen der nun bald fünf Jahre alten Novelle habe das Handwerk immer noch zu kämpfen: „Die Hoffnungen, die von der Politik an die neue Handwerksordnung geknüpft wurden, haben sich nicht erfüllt“, sagte Eisert.
Es zeige sich, dass die Rechnung nicht aufgehe, wonach ein erleichterter Zugang zum Handwerk nicht nur zu mehr Betrieben, sondern auch zu mehr Ausbildungsplätzen führe. Eisert: „Die Vielzahl neuer Betriebe hat uns nicht mehr Ausbildungsplätze gebracht.“
Dies verdeutlichten die Zahlen aus den seit dem Jahr 2004 nicht mehr meisterpflichtigen Handwerken. Beispiel Fliesenlegerhandwerk: Hier hätten es im Jahr 2003 die 164 Betriebe im Kammerbezirk auf 13 neue Ausbildungsverträge gebracht. Im Jahr 2007 stellten die inzwischen 461 Fliesenleger gerade einmal 17 neue Lehrlinge ein.
Bei den Raumausstattern sei die Situation nicht anders: In 2003 stellten die 163 Betriebe 19 neue Auszubildende ein. Im Jahr 2007 gab es im Kammerbezirk 195 Betriebe, die 20 neue Lehrlinge einstellten. Eisert: „In Prozentzahlen ausgedrückt: Einer Steigerung bei den Betrieben um 20 Prozent steht also gerade einmal eine Steigerung bei neuen Ausbildungsverträgen von 5 Prozent gegenüber.“
Auch aus einem anderen Grund zeigt sich Eisert mit den Folgen der Handwerksnovelle nicht einverstanden: „Weder hat uns die Vielzahl neuer Betriebe zu mehr Ausbildungsplätzen verholfen, noch sind diese Betriebe stabil: Viele machen wieder dicht, und häufig stürzen die gescheiterten Unternehmer dann rasch in die Sozialhilfe.“
Er hatte jedoch auch Erfreuliches zu berichten: Trotz der Einschränkung beim nicht mehr meisterpflichtigen Handwerk sei die Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben der Region weiterhin unvermindert hoch. So könne die Handwerkskammer Reutlingen zum 31. Oktober 2008 erneut 2.284 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge melden. Damit halte man in etwa die Zahl des Vorjahres.
Gute Nachrichten hatte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen für die knapp 13.000 Mitgliedsbetriebe. Denn zum zehnten Mal in Folge bleibt der Kammerbeitrag stabil. Die Sanierungsarbeiten am in die Jahre gekommenen Kammergebäude, die Anfang 2009 beginnen sollen, könnten im Übrigen ohne Kredite finanziert werden, stellte Eisert fest.