Unternehmensnachfolge im ländlichen Raum
Die Handwerkskammer Reutlingen, die Kreishandwerkerschaft Freudenstadt und die Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald hatten kürzlich gemeinsam in das Haus des Handwerks in Freudenstadt zum Thema „Unternehmensnachfolge im ländlichen Raum“ eingeladen. Die gute Beteiligung zeigte, dass dieses Thema von großem Interesse ist.
Alleine im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen, suchen in den nächsten zehn Jahren rund 4000 Betriebe einen Nachfolger. Das sind rund ein Drittel aller eingetragenen Betriebe. Damit die Betriebsübergabe gelingt, muss die Planung früh einsetzen. Die meisten Betriebsinhaber wünschen sich immer noch, dass eines ihrer Kinder den Betrieb übernimmt. Die Statistik zeigt aber, dass über 50 Prozent der Betriebe entweder an Personen außerhalb der Famile übergeben werden – oder die Arbeit einstellen.
Stefan Hammes, Nachfolgemoderator der IHK Nordschwarzwald, ging in seinem Vortrag auf die Erfolgsfaktoren der Unternehmensnachfolge ein, und Sylvia Weinhold, Unternehmensberaterin bei der Handwerkskammer Reutlingen, informierte über das Thema „Wieviel ist mein Unternehmen wert“?
Hans Frey, Steuerberater aus Loßburg, referierte über die steuerlichen Aspekte der Nachfolge. Dabei spielten die Faktoren des Gesellschafts-, Erb-, Steuer- und Familienrechts eine bedeutende Rolle. So müssten zum Beispiel Steuerklassen oder Freibeträge in Verbindung mit Haltefristen beachtet werden. Ebenso sei die Übergabe an Kinder oder an nicht der Familie zugehörige Personen vollkommen unterschiedlich zu bewerten.
Siegfried Dreger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Freudenstadt, ging dann abschließend noch auf arbeitsrechtliche Aspekte ein und räumte in seinen Ausführungen mit dem Vorurteil auf, dass bei einer Betriebsaufgabe hohe Abfindungen an die Mitarbeiter bezahlt werden müssen.
Abgerundet wurde die vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und der „Akademie Ländlicher Raum“ geförderte Veranstaltung durch einen Praxisbericht zweier Übernehmer aus der Region. Klaus-Dieter Ofzky (familieninterne Nachfolge) und Markus Theobald (Fremdübernehmer) berichteten von Ihren Erfahrungen und den spezifischen Besonderheiten bei der Übernahme. Beide zogen letztendlich ein positives Fazit – sie würden wieder den Weg in die Selbständigkeit einschlagen.