Von Pessimismus keine Spur
Im Handwerk läuft es nach wie vor rund. Nach der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen bewerten die Betriebe ihre Lage positiver als vor einem Jahr. Zwei Drittel der Unternehmen rechnen damit, dass die Geschäfte im Herbst nochmals anziehen werden. „Für das Schlussquartal überwiegt großer Optimismus“, sagte Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert.
61 Prozent der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb beurteilten die Geschäftslage im dritten Quartal mit der Note „gut“. Vor allem die Nahrungsmittelhandwerker, die Friseure und die Gesundheitsberufe äußerten sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich zufriedener. Dies gilt auch für die Zulieferer im gewerblichen Bereich, die sich von den zuletzt pessimistischeren Prognosen der Wirtschaftsforscher unbeeindruckt zeigen. Jeder zweite Metall- und Elektrobetrieb erwartet eine Belebung der Geschäfte in den kommenden Monaten. Der Konjunkturindikator für das gesamte Handwerk in der Region beträgt 58,1 Punkte – rund zwölf Zähler mehr als vor zwölf Monaten.
Allerdings sind die Umsätze hinter den Erwartungen des Frühjahrs zurückgeblieben. Jeder vierte Handwerksbetrieb (27 Prozent) konnte höhere Einnahmen erzielen, jeder Fünfte (19,9 Prozent) meldete hingegen Einbußen. Bei den Autohäusern und Werkstätten musste jeder dritte Betrieb (36,1 Prozent) ein Minus hinnehmen. Ganz anders die Situation im Bau- und Ausbaugewerbe der Region: die Mauerer, Zimmerer und Stuckateure liegen, nicht zuletzt saisonbedingt, als einzige Handwerksgruppen über dem Kammerdurchschnitt.
Die jüngsten sehr negativen Prognosen der Wirtschaftsexperten für den Wirtschaftsstandort Deutschland konnten zumindest über die Umfrage zu den Aussichten der Handwerkswirtschaft in der Region keine Bestätigung finden. Im Gegenteil - die Prognosen fallen ausgesprochen zuversichtlich aus. Einzig das Kfz-Gewerbe und das Bauhauptgewerbe liegen mit ihren Erwartungen unter denen des Vorjahres. Die Gründe dürften zum einen im schwächelnden Neuwagenmarkt liegen, während die durch das Hagelunwetter vom Juli 2013 bedingte Sonderkonjunktur für Dachdecker und Zimmerer sich mittlerweile abgeschwächt hat.
65,9 Prozent der Befragten erwarten ein gutes Schlussquartal, deutlich mehr als im Vorjahr (57,1 Prozent). Nur drei Prozent sind pessimistisch. Ein Drittel der Betriebe erwartet eine Umsatzsteigerung. Doppelt so viele sind es bei den Metzgern, Bäckern und Konditoren, die offenbar auf ein hervorragendes Weihnachtsgeschäft setzen. Die Investitionsbereitschaft der Betriebe ist unverändert hoch. Jedes zweite Unternehmen will in kommenden Monaten neue Maschinen und Ausrüstung anschaffen. Nur jeder achte Betrieb will dabei seine Ausgaben zurückfahren.
„Alles in allem sieht es nach einem erfolgreichen Endspurt und einer guten Jahresbilanz aus“, kommentierte Eisert. Allerdings hätten die Unsicherheiten für die konjunkturelle Entwicklung zugenommen. „Ein Nachfrageeinbruch infolge der zahlreichen internationalen Konflikte bliebe sicherlich nicht ohne Folgen für unsere Zulieferbetriebe“, so Eisert. Umso wichtiger sei es, die Binnenkonjunktur zu stärken. Vor allem Investitionen in die Infrastruktur seien gefragt.