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15.11.2017

Weniger Ausbildungsplätze besetzt

Die Handwerker in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Tübingen, Sigmaringen und Zollernalb konnten in diesem Jahr weniger Ausbildungsplätze als im Vorjahr besetzen. Bis zum 31. Oktober wurden 2.098 Neuverträge bei der Handwerkskammer Reutlingen eingetragen, ein Rückgang von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2.131 Neuverträge).

Für Karl-Heinz Goller kommt diese Entwicklung nicht überraschend. „Der Ausbildungsmarkt unterliegt regelmäßig starken regionalen Schwankungen“, sagte Karl-Heinz Goller, Leiter der Ausbildungsabteilung der Handwerkskammer. Daher seien größere Abweichungen trotz der allgemein guten konjunkturellen Lage nicht ungewöhnlich. Goller verwies auf den Landkreis Freudenstadt, der in den vergangenen drei Jahren nach einem Minus von -15,5 Prozent im Jahr 2015 und einem Plus von 8,7 Prozent (2016) heuer einem Zuwachs von 1,6 Prozent verzeichne.

Branchen

Rund 40 Prozent aller neuen Auszubildenden lernen einen Metall- und Elektroberuf. 818 Frauen und Männer haben in diesem Jahr eine Lehre zum Elektroniker, Kfz-Mechatroniker oder Metallbauer begonnen, ein Rückgang von -2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im Bau- und Ausbauhandwerk, dem zahlenmäßig zweitwichtigsten Ausbildungsbereich im Handwerk, wurden weniger Neuverträge geschlossen. Mit einem Minus von -4,7 Prozent liegt diese Branche deutlich unter dem Kammerdurchschnitt. Insgesamt 445 Neuverträge wurden eingetragen (Vorjahr: 467).

Schwierig ist die Lage in den Nahrungsmittelhandwerken. Nachdem im vergangenen Jahr die Zahl der Neuverträge stabil gehalten werden konnte, verzeichnen die Metzger, Bäcker und Konditoren aktuell ein Minus von -11,0 Prozent (97 Neuverträge; Vorjahr: 109), den stärksten Rückgang aller Berufsgruppen.

Deutlich mehr Lehrstellen als im Vorjahr konnten die Tischler besetzen (+6,2 Prozent, 137 Neuverträge). Ähnlich sieht es in der Gruppe Glas, Papier und Keramik aus, die ein Plus von 4,2 Prozent (50 Neuverträge) verzeichnen. Den höchsten Zuwachs weist die Kammerstatistik für das Bekleidungsgewerbe aus (+13 Prozent, 26 Neuverträge). Die Gruppe Gesundheit (258 Neuverträge, +1,2 Prozent) und die kaufmännischen Berufe (184 Neuverträge, +1,7 Prozent) liegen ebenfalls über dem Vorjahresergebnis.

29 Jugendliche haben im Rahmen des Ausbildungspaktes eine so genannte Einstiegsqualifizierung begonnen, in der sie sich auf eine Ausbildung in einem Handwerksberuf vorbereiten.

Landesdaten

Die Lehrstellenbilanz des baden-württembergischen Handwerks liegt auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt wurden zum Stichtag 31. Oktober 19.949 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr.

Regionaldaten

Die Zwischenbilanz in den fünf Landkreisen des Kammerbezirks fällt uneinheitlich aus. Drei Landkreise weisen Zuwächse aus, in zwei Landkreisen ist die Zahl der Neuverträge deutlich zurückgegangen. Während die Kreise Zollernalb (+1,4 Prozent) und Freudenstadt (+1,6 Prozent) nur geringfügig vom Vorjahr abweichen, verzeichnet der Landkreis Sigmaringen ein deutliches Plus von 4,3 Prozent. Weniger Lehrverträge wurden in den Kreisen Tübingen (-3,9 Prozent) und Reutlingen (-5,8 Prozent) abgeschlossen.

Sigmaringen und Zollernalb

Im Bezirk der Arbeitsagentur Balingen wurden insgesamt 778 neue Ausbildungsverträge geschlossen (2016: 758), davon 338 im Landkreis Sigmaringen (Vorjahr: 324) und 440 im Zollernalbkreis (Vorjahr: 434). Die Bau- und Ausbaubetriebe als zahlenmäßig wichtige Ausbilder konnten deutlich mehr Lehrstellen besetzen. 6,8 Prozent beträgt der Zuwachs im Landkreis Zollernalb. Im Landkreis Sigmaringen sind es sogar 17,6 Prozent.

Reutlingen und Tübingen

Die Bilanz im Bezirk der Arbeitsagentur Reutlingen: insgesamt wurden 1.065 Lehrverträge geschlossen (2016: 1.122). Während der Landkreis Tübingen ein Minus von 3,9 Prozent (420 Neuverträge) verzeichnet, liegen die Ausbildungsbetriebe im Landkreis Reutlingen, die die meisten Ausbildungsplätze im Kammerbezirk stellen, deutlich unter dem Vorjahreswert (645 Neuverträge, -5,8 Prozent). Besonders stark fallen die Rückgänge im Bau- und Ausbauhandwerk aus (Reutlingen: -8,6 Prozent, Tübingen: -17,9 Prozent). Auch im Elektro- und Metall-Handwerk im Kreis Reutlingen wurden deutlich weniger Lehrverträge als im Vorjahr abgeschlossen (229 Neuverträge, -9,1 Prozent), während ihre Kollegen im Landkreis Tübingen Zuwächse verweisen (167 Neuverträge, +2,5 Prozent). Diese unterschiedliche Entwicklung in den beiden Landkreisen zeigt sich ebenfalls im Gesundheitshandwerk (Reutlingen: 86 Neuverträge, -14 Prozent; Tübingen: 60 Neuverträge, +9,1 Prozent). Erfreulich ist die Bilanz der Holzhandwerker, die mehr Lehrstellen als zuletzt besetzen konnten. Im Kreis Reutlingen wurden 35 Neuverträge (+9,4 Prozent) geschlossen, in Tübingen 43 Neuverträge (+16,2 Prozent).

In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind aktuell noch 256 freie Ausbildungsplätze für das Jahr 2017 eingetragen. Wer einen Ausbildungsplatz für 2018 sucht, findet dort bereits 602 Lehrstellen in 277 Betrieben.

Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer, Informationen zu den Ausbildungsberufen im Handwerk sowie Tipps zu Bewerbung gibt es unter www.hwk-reutlingen.de/ausbildung.