27.06.2016

Wenn es während der Ausbildung kriselt

Läuft während der Lehre einiges schief, kann dies zur vorzeitigen Auflösung des Ausbildungsvertrags führen. Damit es nicht so weit kommt, bietet die Handwerkskammer Reutlingen die sogenannte Ausbildungsbegleitung an. „Mit dem Service wollen wir Auszubildende und Unternehmen gleichermaßen unterstützen, schwierige Situationen im Betrieb, an der Berufsschule und auch außerhalb zu meistern – und so dazu beitragen, dass die Ausbildung erfolgreich beendet wird“, betont Martin Hönes von der Handwerkskammer.

Als Ausbildungsbegleiter kennt Hönes die Probleme beim Start ins Berufsleben. Konflikte mit Ausbildern und Kollegen, Überforderung an der Berufsschule, häufig sind es auch die persönlichen Lebensumstände des Auszubildenden, etwa psychische Krisen, Trennungen oder Drogen- und Alkoholprobleme, die den Ausbildungserfolg gefährden. Typische Anzeichen für die Notwendigkeit einer Ausbildungsbegleitung sind dann Leistungsabfall, Fehltage im Betrieb, Probleme in der Berufsschule oder Konflikte mit dem Ausbilder.

„Als Berater sind wir gefordert, mit dem auf die jeweilige Situation abgestimmten Konflikt- und Krisenmanagement die gefährdeten Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren, gegebenenfalls durch intensive Einzelfallbegleitung des Auszubildenden“, sagt der Ausbildungsbegleiter. „Je früher die Ausbildungsbegleitung bei Problemen oder Konflikten angefragt wird, desto eher ist der Abbruch zu verhindern. Je länger Konflikte schwelen, desto wahrscheinlicher ist der Lehrabbruch.“ Ist ein Abbruch trotz allem nicht mehr zu vermeiden, soll der Ausbildungsbegleiter zusammen mit dem Auszubildenden eine Anschlussperspektive entwickelt und umgesetzt werden. Zudem sollen kleine und mittlere Betriebe unterstützt werden, die Qualität der betrieblichen Ausbildung zu verbessern. Die Handwerkskammer führt hierzu im Herbst einen Workshop für Ausbilderinnen und Ausbilder durch.

Seit 2012 gibt es diesen Service bei der Handwerkskammer, der aus Landesmitteln gefördert wird. Bislang wurden 100 Auszubildende begleitet. Die Erfolgsquote ist beachtlich: In drei Viertel der Fälle konnte ein Abbruch vermieden werden. 76 junge Frauen und Männer führten ihre Ausbildung im selben oder nach einem Wechsel des Lehrbetriebs fort.

Bei ihrer Arbeit können Ausbildungsbegleiter auf ein enges Netzwerk aus Partnern und Beratungsstellen zurückgreifen. Martin Hönes arbeitet deshalb eng mit den Lehrkräften und Schulsozialarbeitern an Berufsschulen, der Agentur für Arbeit, der Jugendhilfe, den Ausbildungsberatern der Kammer sowie der beim Handwerkstag angesiedelten Koordinierungsstelle zusammen.

Das Projekt „Erfolgreich ausgebildet – Ausbildungsqualität sichern“ wird vom Ministerium für Finanzen, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg gefördert. Für die Ausbildungsbegleitung entstehen dem Ausbildungsbetrieb keine Kosten. Unternehmer und Azubis können sich direkt beim Ausbildungsbegleiter melden.

Weitere Informationen unter   www.erfolgreich-ausgebildet.de