Zum Abschluss des Sommerkollegs holten sich elf der zwanzig Schülerinnen und Schüler ihre Teilnahmebescheinigungen ab.

31.07.2012

Wer kann, geht weiter zur Schule

20 Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Werkrealschulen tauschten drei Wochen lang den Unterricht in Mathe und Deutsch gegen Knigge-Kurs und Bewerbungstraining und schauten sich in verschiedenen Berufen um. Sommerkolleg heißt das Projekt, das von der Handwerkskammer gemeinsam mit der Bruderhausdiakonie erstmals durchgeführt wurde.

Lehre oder Schule? Für die meisten Teilnehmer am Sommerkolleg ist der Fall klar. Sie werden nach den Ferien die zehnte Klasse besuchen. Die Aussicht auf die Mittlere Reife sei ein wichtiges, aber nicht das alleinige Motiv, meint Thomas Wied, Leiter des Ausbildungsverbundes Reutlingen der Bruderhausdiakonie. Mindestens genauso wichtig sei der Zeitgewinn. „Wer weiter zur Schule geht, nimmt aus der Entscheidung, was danach kommt, erst einmal den Druck raus“, sagt Wied.

Praxisluft schnuppern

Der 16-jährige Arbon hat sich für diese Variante entschieden. Er hat den Hauptschulabschluss in der Tasche und will nun die Mittlere Reife angehen. Das einwöchige Praktikum in einem Maler- und Stuckateurbetrieb hat ihm gefallen. „Handwerk wäre ok“, umreißt er seine beruflichen Vorstellungen. Der Albaner, der seit drei Jahren in Deutschland lebt, möchte später einen vielseitigen Beruf ergreifen. „Ich will nicht immer das Gleiche machen.“

Das hat auch Sarah nicht vor. Die 16-Jährige hat in diesem Jahr ihren Realschulabschluss gemacht und gehört zu den fünf Teilnehmern, die einen Ausbildungsplatz suchen. Sie hat sich bei einem Augenoptiker umgesehen, Brillenfassungen in die Auslage einsortiert und probehalber Gläser geschliffen. „Das könnte ich mir gut vorstellen“, fasst Sarah ihre Eindrücke vom Praktikum zusammen. Mit einem Ausbildungsvertrag ist es nichts geworden. Immerhin hat der Betrieb Interesse signalisiert. Im nächsten Jahr könnte es klappen. Sarah will dran bleiben. 55 Bewerbungen hat sie bislang geschrieben.

Jugendliche begleiten

Margit Buck von der Ausbildungsabteilung der Handwerkskammer weiß, dass längst nicht alle Jugendlichen so engagiert zu Werke gehen. „Viele lassen sich entmutigen und schieben das Thema auf die lange Bank.“ Aus diesem Grund geht das Sommerkolleg nach den Ferien in die Verlängerung. Geplant ist die individuelle Beratung und Unterstützung der Teilnehmer bei der Ausbildungsplatzsuche. Diese Form der Nachbetreuung sei ein wichtiger Baustein des Konzepts, so Wied. Sein Appell an die Jugendlichen: „Nutzt diese Chance.“