07.12.2007

Wintervollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen

Auf der Wintervollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen hat Hauptgeschäftsführer Dr. Joachim Eisert eine ernüchternde Bilanz der Novelle der Handwerksordnung gezogen. Mit den Auswirkungen der nun bald vier Jahre alten Novelle habe das Handwerk immer noch zu kämpfen: „Die Hoffnungen, die von der Politik an die neue Handwerksordnung geknüpft wurden, haben sich nicht erfüllt“, sagte Eisert.

Es zeige sich, dass die Rechnung nicht aufgehe, wonach ein erleichterter Zugang zum Handwerk nicht nur zu mehr Betrieben, sondern auch zu mehr Ausbildungsplätzen führe. Eisert: „Die Vielzahl neuer Betriebe hat uns nicht mehr Ausbildungsplätze gebracht.“

Das verdeutlichten Zahlen aus seit dem Jahr 2004 nicht mehr meisterpflichtigen Handwerken. Beispiel Fliesenlegerhandwerk: Hier hätten es im Jahr 2003 die 164 Betriebe im Kammerbezirk auf 13 neue Ausbildungsverträge gebracht. Im Jahr 2006 stellten die inzwischen 313 Fliesenleger gerade einmal 15 neue Lehrlinge ein.

Noch dramatischer sehe es bei den Gebäudereinigern aus, so Eisert: 2003 hätten die 45 Betriebe 13 neue Auszubildende eingestellt, im Jahr 2006 vergaben die nunmehr 286 Betriebe nur noch 9 neue Lehrverträge. Zudem seien die neuen Betriebe häufig nicht stabil: „Viele machen wieder dicht, und häufig stürzen die gescheiterten Unternehmer dann rasch in die Sozialhilfe ab.“

Überhaupt hätten die Insolvenzverfahren im Kammerbezirk wieder zugenommen: „Nachdem wir seit 2004 einen Rückgang von 111 neuen Insolvenzverfahren auf 55 im Jahr 2006 verzeichnen konnten, wurden zum 30. Oktober 2007 bereits 65 Insolvenzverfahren eröffnet“, sagte Eisert.

Er hatte jedoch auch Erfreuliches zu berichten: Trotz der Einschränkung beim nicht mehr meisterpflichtigen Handwerk sei die Ausbildungsbereitschaft bei den Betrieben der Region weiterhin unvermindert hoch. So könne die Handwerkskammer Reutlingen zum 30. November 2007 erneut Rekordzahlen bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen melden. Mit einem Plus von 12,8 Prozent liege sie deutlich über dem Landesdurchschnitt von 4,4 Prozent.

Und auch die Bilanz des Starter-Centers sei vier Monate nach der Eröffnung positiv. „Es gewinnt zunehmend an Bedeutung“, so Eisert. Die Einrichtung sei ein „richtiger und wichtiger Schritt in die Richtung einer gut aufgestellten Handwerkskammer“ und runde das Beratungsangebot ab. „Wir sind mit dem Starter-Center hervorragend aufgestellt für das, was bezüglich des Einheitlichen Ansprechpartners von Seiten der EU auf uns zukommen wird.“