Wirtschaft 4.0 ist in aller Munde
Mit der Frage, welche Rolle digitale Technik und Vernetzung bereits heute in den Unternehmen der Region spielen, beschäftigte sich eine Gesprächsrunde beim Neujahrsempfang von IHK und Handwerkskammer mit IHK-Präsident Christian O. Erbe und Harald Walker, Vizepräsident der Handwerkskammer.
Ein Metallbetrieb, der Konstruktionsdaten vom Kunden übernimmt, ein Zimmerer, der die Pläne mit Statikern und Architekten austauscht – die Digitalisierung habe in einigen Handwerksbranchen längst Einzug gehalten, sagte Harald Walker. Ein Treiber der Entwicklung sei die CAD-gestützte Produktion. „Die direkte Anbindung wird heute praktisch vorausgesetzt.“
Doch wie schaut es mit der dazu erforderlichen leistungsfähigen Infrastruktur aus? Nach Einschätzung von Christian O. Erbe gibt es hier noch einiges zu tun. Rund ein Viertel der Kommunen in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zolleralb sei noch nicht an die schnellen Leitungen angeschlossen.
Der Ausbau der Netze im ländlichen Raum sei dringend erforderlich, denn sonst drohten Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes abgehängt zu werden. Walker berichtete von einem Modellbauer, der sich aus diesem Grund selbst um den Anschluss an das Breitbandnetz gekümmert hat.
Erbe, der mit seinem Medizintechnik-Unternehmen unter anderem auch in den USA tätig ist, verwies auf das höchst unterschiedliche Verständnis von Alter und Neuer Welt, was die Chancen und Risiken der Digitalisierung betrifft. „Amerikaner sprechen nicht von Datenschutz, sondern von Datenschatz.“
Mehr Unterstützung für Unternehmen, wie beispielsweise Förderprogramme, und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft wünscht sich der IHK-Präsident. Walker möchte die Digitalisierung schon in der Schule behandelt wissen und forderte, das Schulfach Informatik nicht nur an Gymnasien, sondern auch an Werkrealschulen und Realschulen einzuführen.